Fast drei Jahre nach der Explosion in einer Chemiefabrik in Ritterhude könnte der Fall aus Sicht der Justiz bald zu den Akten gelegt werden. Im Juni erwartet die Staatsanwaltschaft Verden ein Gutachten, das Antworten auf die Frage liefern soll, wie es zu dem Unglück am 9. September 2014 auf dem Gelände der Firma Organo Fluid gekommen ist. „An das Gutachten können sich noch Ermittlungen anschließen, aber wir gehen davon aus, dass wir das Thema bald abschließen können“, sagte Michael Neef, Leiter des Referats für Wirtschafts-und Umweltstrafrecht im Justizministerium, gestern im Umweltausschuss.
Die CDU hatte in einem Antrag gefordert, auch ein Gutachten erstellen zu lassen, ob die Fabrik unter die sogenannte Störfallverordnung gefallen wäre. Dann hätte es schärfere Kontrollen geben müssen. In diesem Zusammenhang war der Verdacht geäußert worden, der heutige Staatskanzleichef Jörg Mielke könne als damaliger Landrat von Osterholz die illegale Lagerung von hochexplosiven Stoffen auf dem Gelände toleriert haben – was Mielke bestreitet. Die Opposition wirft der Regierung seither vor, an einer lückenlosen Aufklärung nicht interessiert zu sein. „Wenn es ein guter Sachverständiger ist, so wird er nicht umhinkommen, die Störfallverordnung zu berücksichtigen“, sagte der CDU-Abgeordnete Martin Bäumer im Hinblick auf das kommende Gutachten. Der Grünen-Abgeordnete Volker Bajus machte ihm in diesem Punkt wenig Hoffnung: „In dem Gutachten der Justiz geht es um die Ursachen der Explosion, aber nicht um die Vorgeschichte.“ Zudem habe die Opposition bereits Einsicht in die Lieferlisten der Fabrik bekommen, mehr könne ein Gutachter im Nachhinein auch nicht tun.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #100.