4. Sept. 2021 · 
Wirtschaft

Erst Carbon, jetzt Wasserstoff: Mobilität der Zukunft wird in Stade erforscht

Schon jetzt zählt Stade dank seines Airbus-Werks zu den weltweit führenden Kompetenzzentren für Kohlenstofffaser-Verbundwerkstoffe (CFK). Nun kommt neben dem Leichtbaumaterial, das nicht nur für die Luftfahrt interessant ist, noch ein weiteres Spezialgebiet hinzu: die Wasserstofftechnologie. Stade wird neben Hamburg und Bremen/Bremerhaven einer von drei Standorten des neuen Innovations- und Technologiezentrums (ITZ) Nord. „Das ist ein echter Meilenstein für die Wasserstoffstrategie in Norddeutschland“, freute sich Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Donnerstag über die Auswahl des landerübergreifenden Konzepts bei einem bundesweiten Standortwettbewerb. 15 Regionen waren mit der Aussicht auf eine millionenschwere Förderung ins Rennen gegangen. Zu den vier Gewinnern gehören neben der norddeutschen Kooperation auch Chemnitz, Duisburg und Pfeffenhausen (Landkreis Landshut).

„Damit die Standorte schnell ihre Arbeit aufnehmen können, stellen wir bis Ende 2024 bis zu 290 Millionen Euro zur Verfügung – davon gehen bis zu 70 Millionen Euro in den Norden. Die Länder greifen den Projekten zusätzlich auch noch unter die Arme“, sagte der Bundesminister für Verkehr und Infrastruktur, Andreas Scheuer (CSU). Sein Ministerium will dieWasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie im Westen, Osten, Süden und Norden gleichermaßen unterstützen. „Insgesamt nehmen wir damit alle Verkehrsträger wie Schiene, Schiff, Auto und Flieger in den Blick“, sagte Scheuer. Im Norden soll der Schwerpunkt im maritimen und luftfahrttechnischen Bereich liegen.

Wie genau das neue Wasserstofftechnologiezentrum aussehen wird, ist noch offen. Laut Scheuer gibt es zunächst nur ein 40-seitiges Konzept. „Es muss jetzt bis Ende des Jahres so konkretisiert werden, dass wir 2022 damit anfangen können“, sagte der Bundesverkehrsminister. Spätestens 2025 soll das ITZ Nord dann offiziell an den Start gehen. „Wir wollen mit dem ITZ Nord ein Dienstleistungsangebot für Industrie, kleine und mittlere Unternehmen sowie für Gründer schaffen und Norddeutschland als Zentrum der Luftfahrt und Schifffahrt stärken“, gab Althusmann als Devise aus und sagte: „Das ist ein echter Wettbewerbsvorteil für die Standort.“

Mit dem norddeutschen Wasserstoffzentrum soll eine Entwicklungs- und Testeinrichtung geschaffen werden, die Angebote vorhält, die so am Markt nicht beziehungsweise nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Das ITZ wiederum wird Teil des Netzwerks des Deutschen Zentrums Mobilität der Zukunft (DZM) sein. „Mit DZM soll ein über mehrere Standorte verteilter Ort geschaffen werden, an dem die Mobilität von Morgen neu gedacht und entwickelt wird“, beschreibt das niedersächsische Wirtschaftsministerium das Vorhaben. „Mit der heutigen Entscheidung gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg, Deutschland zum ‚Wasserstoffland‘ zu machen“, sagte Scheuer. Das bestätigt auch Althausmann: „Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Klimaschutz auf der einen und die Sicherung des Industriestandorts Deutschland auf der anderen.“

Für Althusmann und seine Kollegen aus den beiden Stadtstaaten ist das gemeinsame Projekt jetzt schon ein Erfolg. „Das neue ITZ Nord wird eine enorme Schubkraft für den Einsatz von Wasserstoff zur Dekarbonisierung von Luftfahrt und Schifffahrt bewirken“, ist sich der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) sicher. „Wir habe in Norddeutschland ein großes Umbaupotenzial: Nicht nur bei der Industrie, sondern auch bei der Mobilität“, kommentierte dieBremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke). Die partei- und länderübergreifende Allianz demonstrierte gestern Harmonie und Geschlossenheit. „Wenn du als Team erfolgreich sein willst, dann kennst du keine Landesgrenzen“, meinte Westhagemann, der sich auch beim „lieben Andi“ herzlich bedankte. Vogt betonte: „Das ist der Weg der Zukunft: Länderübergreifend arbeiten.“

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #153.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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