„Unser Lebenslauf ist keineswegs schlechthin unser eigenes Werk, sondern das Produkt zweier Faktoren, nämlich der Reihe der Begebenheiten und der Reihe unserer Entschlüsse, welche stets ineinander greifen und sich gegenseitig modifizieren“, meinte Arthur Schopenhauer, wobei der schriftlich dokumentierte Lebenslauf im Nachgang manchmal dann eben doch nur das eigene Werk ist und sich vom wirklichen Lauf des Lebens in Teilen unterscheiden kann, und schon sind wir an diesen schönen Montag bei Annalena Baerbock und ihrer Form der „Ein-Faktor-Authentisierung“ der eigenen Geschichte. Sie muss schon wieder an ihrem Curriculum Vitae herumkorrigieren.
Nun muss man ein wenig Verständnis aufbringen, denn vielleicht geht es ja auch darum, dass man durchaus gefühlte Büroleiterin gewesen sein oder einen gefühlten Bachelor in der Tasche haben kann. Manche von uns kennen das. Andererseits hat Peter Alheit die Sache mit der „Selbstverwirklichungsbiographie“ bestimmt nicht so gemeint, wie Baerbock das auslegt. Vielleicht wäre weniger mehr, und Baerbock könnte einfach nur noch eine verkürzte Version mit den wichtigsten Punkten online stellen– sozusagen ein Kerncurriculum Vitae.
Vielleicht hat Baerbock den Lebenslauf auch von der niedersächsischen Staatskanzlei schreiben lassen, das würde die Verwirrung und all die Fehler erklären. Beobachter wundern sich inzwischen darüber, dass man sich laut Verordnung im Lokal um die Ecke mit deutlich mehr Menschen treffen darf als zuhause. Regierungssprecherin Anke Pörksen begründet das mit Hygienekonzepten und der sozialen Kontrolle draußen vor der Tür.
Dass Zeigefinger-Heber und Berufsnörgler inzwischen zum festen Schutz-Konzept dieser GroKo gehören, ist vielleicht das Beunruhigendste in diesen Verordnungs-Chaos-Tagen bei uns im Land.
Mit Hannover-OB Belit Onay habe ich gestern in der Talk-Sendung von Radio Hannover und dem Politikjournal Rundblick natürlich auch über die Verordnungslage gesprochen, aber auch über Anwohner-Parkausweise, den Ausbau des Südschnellwegs und Fortschritte bei der Solarenergie auf öffentlichen Gebäuden. Das Gespräch als Podcast hören Sie wie gewohnt hier:
Wer für seinen künftigen Lebenslauf eine Arbeit als Kita-Kraft einplant, ist in Niedersachsen gerne gesehen. Die sogenannte dritte Kraft soll kommen, aber gestaffelt und erst ab 2023. Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, dachte sich bestimmt Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Er sagte gestern:
Der Stufenplan bringt das Wünschenswerte mit dem Machbaren zusammen.
Heute jährt sich der Geburtstag der famosen Lyrikern Mascha Kaléko übrigens zum 114. Mal. Vermutlich niemand hat die Lücke zwischen dem wirklichen und dem erwünschten Lebenslauf treffender beschrieben:
Ich träume oft vom Leben, wie’s sein könnte, wenn’s nicht so wäre, wie es nun mal ist.
Wichtig ist, dass man am Ende beides voneinander unterscheiden kann.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche
Martin Brüning