Johann-Tönjes Cassens | Archivfoto Rundblick

Johann-Tönjes Cassens, niedersächsischer Wissenschaftsminister zwischen 1981 und 1990, ist wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag gestorben. Der gebürtige Auricher, der zuletzt in Hannover wohnte, hat eine bewegte politische und publizistische Karriere hinter sich. Er arbeitete als Rechtsanwalt und begann seinen Weg in der Bremer CDU, war bei der Bürgerschaftswahl 1971 sogar Spitzenkandidat und zog sich dann nach einer Niederlage gegen Hans Koschnick (SPD) zurück. Zehn Jahre später holte ihn Ministerpräsident Ernst Albrecht nach Hannover und präsentierte ihn als Nachfolger von Wissenschaftsminister Eduard Pestel, der Ausbau der Universitäten und der Uni-Medizin zählten zu seinen Schwerpunkten. Vor vier Jahren, in seiner Autobiographie, beschrieb Cassens mehrere Episoden aus seinem Leben – er schilderte auch Begegnungen mit den Wahlkämpfern Konrad Adenauer und Ludwig Erhard.

Cassens verfasste Bücher über religiöse Fragestellungen

Cassens, der immer ein freundlicher, zugewandter und hilfsbereiter Mensch war, hat sich im hohen Alter noch mit dem Verfassen von Büchern beschäftigt. Viele davon kreisten um religiöse und glaubenshistorische Fragestellungen. So legte Cassens schlüssig dar, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben war, sondern noch gelebt haben muss, als er vom Kreuz abgenommen wurde. Das belegten Schilderungen von Zeitzeugen, die in alten Sprachen ihre Erlebnisse aufgeschrieben hatten. Weder den Kreuztod, noch die Wiederauferstehung und Himmelfahrt habe es also im wörtlichen Sinne gegeben. In seinem Buch „Kampf in Rom um Reformen“ legte Cassens dar, dass Christentum und Judentum gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Vielmehr habe die christliche Kirche über viele Jahrhunderte den Fehler begangen, die Unterschiede zwischen beiden Religionen zu stark zu betonen.