Karl Ravens, ehemaliger Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag und zwischen 1978 und 1986 Oppositionsführer, hat gestern seinen 90. Geburtstag gefeiert. Der gelernte Metallflugzeugbauer, der später zum Kraftfahrzeugschlosser umlernte und Lehrlingsausbilder wurde, hatte in der niedersächsischen SPD zwei Karrieren. Die erste begann 1961 mit seiner Wahl in den Bundestag für den Wahlkreis Verden-Rotenburg-Osterholz. Er wurde parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Städtebau und Wohnungswesen, dann von 1972 bis 1974 im Bundeskanzleramt. Der neue Kanzler Helmut Schmidt machte ihn danach zum Bundesbauminister, und eine längere Karriere in der Bundesregierung hätte ihm womöglich bevorgestanden. Doch Ravens, der seinerzeit zu den Stärksten in der Niedersachsen-SPD gerechnet wurde, hatte noch eine Mission zu erfüllen. Als Anfang 1976 Helmut Kasimiers Versuch scheiterte, in geheimer Wahl zum Nachfolger des zurückgetretenen Alfred Kubel gewählt zu werden, schickte die SPD Ravens als Ersatzkandidaten. Doch die Hoffnung, er könne bei geheimer Wahl im Landtag die damalige SPD/FDP-Koalition sichern und die Wahl von Ernst Albrecht zum neuen Regierungschef verhindern, erfüllte sich nicht. Ravens blieb fortan in Hannover, trat bei den Landtagswahlen 1978 und 1982 als SPD-Spitzenkandidat an und verlor. 1986 folgte ihm Gerhard Schröder als SPD-Fraktionschef, Ravens wurde Landtagsvizepräsident. In der SPD galt er als Parteisoldat, der seine eigenen Ambitionen immer hinter die Interessen der Partei zurückstellte. Als die SPD-Landtagsfraktion jüngst ihren 70. Geburtstag feierte, wollte Ravens eigentlich unbedingt dabei sein, er sagte sogar seinen Urlaub dafür ab. Doch eine Erkrankung verhinderte dann seine Teilnahme.