Josef Stock, ehemaliger Innenminister Niedersachsens (1988 bis 1990), Chef der CDU-Landtagsfraktion (1986 bis 1988) und Landesvorsitzender der CDU Niedersachsen (1990 bis 1994), feiert heute seinen 80. Geburtstag. Der Einzelhandelskaufmann aus Melle (Kreis Osnabrück), der dort lange ein eigenes Modegeschäft geführt hat, kam in der Spätphase der Albrecht-Zeit in hohe politische Funktionen in der CDU, konnte aber dann keine großen eigenen Akzente mehr setzen. Ihm kam in gewisser Weise die Rolle eines Nachlassverwalters zu, als sich Ernst Albrecht und auch Wilfried Hasselmann nach der Wahlniederlage von 1990 aus der ersten Reihe zurückzogen, ohne zuvor für eine geordnete Nachfolge gesorgt zu haben. Die Spannungen zwischen Stock als CDU-Landeschef und dem Fraktionschef im Landtag, Jürgen Gansäuer, prägten damals die Partei, erst viel später legten beide ihren Zwist bei. Stock scheute, obwohl er es hätte durchsetzen können, den Sprung in die erste Reihe der politischen Verantwortung. Er wurde vielmehr zum Wegbereiter für den damals jungen Hoffnungsträger Christian Wulff, der 1994 gegen Gerhard Schröder antrat und verlor, 1998 erneut und 2003 dann gegen Sigmar Gabriel siegte. Stock zog sich 1997 aus dem Landtag zurück und wechselte in die Kommunalpolitik als Bürgermeister von Melle, er blieb in diesem Amt bis 2006. Für seine Bescheidenheit und seine Fähigkeit zum Zuhören schätzen ihn die alten Weggefährten bis heute.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #130.