10. Dez. 2019 · 
P und P

Diether Dehm schreibt ein Buch über seine Skandale

Diether Dehm, Linken-Bundestagsabgeordneter aus Niedersachsen und Urgestein der politisch linken Bewegung in Deutschland, hat ein autobiographisch angehauchtes Buch mit dem Titel „Meine schönsten Skandale“ vorgelegt. Es trägt den Untertitel „Von Ruf- und anderen Morden“, ein Vorwort dazu hat ein Freund geschrieben, der einst zu seinen politischen Feinden zählte, der CSU-Politiker Peter Gauweiler.
Diether Dehm: Meine schönsten Skandale, 255 Seiten, ISBN 978.3.360-01353-8
In dem Buch beschreibt der 69-Jährige Dehm, der sich als Autor politischer Lieder, Musikproduzent, Politiker und politisches Enfant terrible einen Namen gemacht hat, mehrere bekannte und einige bisher unbekannte Episoden aus seinem Leben. Er wuchs in Frankfurt/Main auf, sein Vater war der früh gestorbene Fußballer Otto Dehm. Sein Stiefvater, so wird in dem Buch klar, hat den Jungen oft verprügelt und drangsaliert. Dehm fand in der politischen Bewegung eine familiäre Bindung – als Schüler unterstützte er im heimischen Frankfurt die Studentenbewegung und Rudi Dutschke, geriet mit DDR-treuen Kommunisten in Konflikt, knüpfte aber enge und vielfältige Kontakte zu DKP-Politikern und hatte deshalb in der hessischen SPD, in der er sich lange engagierte, keinen leichten Stand.

Man hielt ihn für einen Stasi-Mitarbeiter

Die Rechten in der SPD wollten ihn loswerden, man hielt ihm eine Stasi-Mitarbeit vor – doch Dehm konnte später glaubhaft versichern, dass er als Träumer in die Fänge des DDR-Sicherheitsdienstes geraten war, aber niemand geschadet habe. Trotzdem endeten die Gerüchte nie. Für die SPD und Willy Brandt wurde er als Liedtexter aktiv, knüpfte Verbindungen zwischen Künstlern und der Partei, managte auch DDR-Größen wie die Eiskunstläuferin Katarina Witt und organisierte „Rock gegen rechts“-Konzerte. Ihm wurden allerhand Straftaten unterstellt, die „Bild“ startete eine Kampagne gegen Dehm und versöhnte sich später wieder, die Grünen in Frankfurt um Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit wurden seine Intimfeinde. 1998 verließ er die SPD und schloss sich der Linken an, fortan wurde er einer der wichtigsten politischen Ratgeber von Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht. Seine unkonventionelle Art und die Neigung, rhetorisch übers Ziel hinauszuschießen, brachten ihm immer wieder Ärger – und Aufmerksamkeit – ein. Die Kritik an Israel und an Bundesaußenminister Heiko Maas („Nato-Strichmännchen“) löste heftigen Wirbel aus. Das Buch ist eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit und spiegelt die linke Prägung eines Politikers wider, der in seiner Spätphase abgewogener und distanzierter wirkt als in seiner rebellischen Zeit.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #220.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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