Die Niedersächsin des Monats August…
…steht als Repräsentantin für ihre Kommune – und überzeugt dadurch, dass sie eine wegweisende Entscheidung getroffen hat. Der Landkreis, dem sie als Landrätin vorsteht, ist klein und abgelegen. Aber er wagt eine Fortsetzung eines Angebots in einer interessanten Phase. Die Niedersächsin des Monats heißt…
…Dagmar Schulz und ist Landrätin des Kreises Lüchow-Dannenberg. Der Landkreis hat als eine der wenigen kommunalen Einheiten in Deutschland die Fortsetzung für ein vergünstigtes Nahverkehrsticket angekündigt. Im September, wenn das 9-Euro-Ticket nicht mehr gilt, präsentiert der Kreis ein 365-Euro-Jahresticket. Schulz sagt, das sei „vor allem in einem dünnbesiedelten Landkreis mit großer Fläche eine große Herausforderung“, und für einen guten ÖPNV biete sich ein solcher Schritt an. Das sei gerade jetzt sinnvoll, da mit dem 9-Euro-Ticket die Nachfrage nach Bus- und Bahnangeboten enorm gestiegen sei. Die Finanzierung hat der Landkreis über das Bundes-Modellprojekt zur Stärkung des ÖPNV organisiert. Aus diesem Topf fließen nach Lüchow-Dannenberg bis Ende 2024 insgesamt 4,9 Millionen Euro.
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Nun ist das Vorhaben aus Lüchow-Dannenberg keine Königslösung, denn zunächst ist das Ticket nur gültig innerhalb des Landkreises. Der so wichtige Vorteil des 9-Euro-Tickets, verschiedene Regionen und Nahverkehrs-Tarifzonen problemlos überwinden zu können, kann mit dem Vorgehen von Dagmar Schulz nicht gewährleistet werden. Insofern sollten die Erwartungen nicht übertrieben werden. Ausgezeichnet wird die parteilose Landrätin, die im vergangenen September in ihr Amt gewählt wurde, daher nur stellvertretend – nämlich für all die Kommunen, die sich jetzt nicht nur konkrete Gedanken über die Fortsetzung eines ÖPNV-Angebotes machen, sondern auch erste eigene Schritte in diese Richtung gehen.
Was die Fortsetzung eines tarifzonen-übergreifenden Nahverkehrsangebots angeht, herrscht derzeit zwischen Bund und Ländern noch ein Disput. Zwar könnten sich mehrere Bundesländer vorstellen, ein großflächiges Angebot zu schaffen – etwa für mehrere norddeutsche Bundesländer. Nur: Sie sehen dabei auch den Bund als Finanzier in der Pflicht. Bundesfinanzminister Christian Lindner hat aber wiederholt erklärt, der Nahverkehr sei Länder-Angelegenheit, und der Bund habe kein Geld, sich hier zu beteiligen. Das letzte Wort in dieser Debatte scheint indes noch nicht gesprochen.
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