Liebe Niedersachsen,„das Leben ist kein Streichelzoo“, raunzte vor vielen Jahren ein dem Verfasser dieser Zeilen bekannter Chefredakteur immer wieder lautstark, vermutlich vor allem deshalb, um das eigene Soft-Skill-Defizit und die gestrige Mitarbeiterführung durch das Posaunen dieser Alltagsweisheit zu überdecken. Auch heute noch findet man den Streichelzoo vor allem im Streichelzoo selbst. Gestern hat Österreichs Tourismusministerin klargestellt, dass auch Almen kein Streichelzoo seien und Wanderer sich bittean ein paar Regeln zu halten hätten. Diese lassen sich selbstverständlich auf die Landespolitik übertragen, die ihrerseits ebenfalls kein Streichelzoo ist.So sollte man sich beim Anblick der Landesregierung auch ruhig verhalten und die GroKo keinesfalls erschrecken. Laute Kritiker sind unter Kontrolle zu halten – bitte notfalls an der kurzen Leine führen. Bitte verlassen Sie nicht die landespolitischen Wanderwege, Sie könnten auf populistische Pfade abgleiten. Nähert sich Ihnen ein Mitglied der Landesregierung: Ruhig bleiben, nicht den Rücken zukehren. Schon bei ersten Anzeichen von Unruhe den landespolitischen Raum bitte zügig verlassen.Nicht den Rücken zukehren sollte man möglicherweise auch dem SPD-Politiker Jochen Beekhuis - zumindest, wenn es stimmt, was er in Facebook-Chats so geschrieben haben soll. Wer die Chat-Protokolle liest, fühlt sich unweigerlich an "House of Cards" erinnert und ist froh, dass es im Kreis Aurich keine U-Bahnen gibt, weil das mögliche Beekhuis-Pendant Frank Underwood doch einst eine Journalistin vor die einfahrende Bahn stieß. Welche Konsequenzen Beekhuis morgen in der Affäre um die Chat-Protokolle morgen erwarten, lesen Sie heute im Hintergrund auf Seite 4 (leiiiiider nur im Abo).Grüne und FDP im Landtag haben die Streichelzoo-Regeln mal wieder noch nicht durchgelesen und erschrecken die Sozialministerin durch laute Forderungen – und das auch noch gemeinsam. Man müsse doch keine intellektuellen Grabenkämpfe führen, sagte die FDP-Sozialpolitikerin Sylvia Bruns gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz zur grün-gelben Zusammenarbeit. Sie und ihre Landtagskollegin Meta Janssen-Kucz warnten vor einer Pflegekatastrophe in Niedersachsen. Die O-Töne dazu hören Sie hier:https://soundcloud.com/user-385595761/grune-und-fdp-warnen-vor-pflegekatastrophe-in-niedersachsen"Ein wahrer Anführer läuft nicht vor denen davon, die eine andere Meinung haben, er wird sie umarmen", sagt Frank Underwood. Zeit für Sozialministerin Carola Reimann, auf Netflix mal wieder auf "House of Cards" zu klicken.Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen, Streichelzoo-artigen MittwochMartin Brüning