
Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident, hat am Mittwochabend gemeinsam mit Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund den 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover eröffnet. Das Staatsoberhaupt wünschte sich, dass Zuspruch und Ermutigung von diesem Kirchentag ausgehen sollen. Denn Zuspruch sei das, was „die meisten von uns am meisten ersehnen.“ Er meinte, der Kirchentag böte die Möglichkeit „aus den ideellen Fertighäusern auszubrechen“. Er beschrieb die Veranstaltung als Ort des Diskurses und sagte, die Menschen sollten wieder wahrnehmen bevor sie bewerten, zuhören bevor sie urteilen und machen lassen bevor sie abwinken. „Wenn hier in den nächsten Tagen gestritten wird, ist das kein Anlass zur Beunruhigung.“ Hannovers Landesbischof Ralf Meister setzte sich zuvor beim Eröffnungsgottesdienst auf dem Platz der Menschenrechte vor dem Neuen Rathaus in einer Dialogpredigt mit jungen Menschen mit den Begriffen Macht und Stärke auseinander. Als Jens Krieger-Juhnke, ein Freiwilligendienstleistender aus Uetze, sagte, er fühle sich angesichts der Menschenmenge beim Gottesdienst an die „Demos gegen Rechts“ erinnert, brandete spontan Applaus auf. Meister stimmte aber nachdenkliche Töne an und problematisierte die bei den Demos skandierte Parole: „Ganz Hannover hasst … die AfD“. Zwar wolle er sich nicht auf eine Seite mit der AfD stellen, er erinnerte jedoch: „Wir sind doch gerade gegen Hass auf die Straße gegangen.“ Hass sei ein schlechtes, ein feiges Zeichen. Laura Brand, eine Studentin aus Hameln, sorgte sich darum, dass die Führer der mächtigsten Staaten der Welt wieder das Recht des Stärkeren postulierten. Außerdem berichtete sie sehr persönlich von einem privaten Moment, in dem sie sich schwach fühlte aber stark sein musste: als ihre Mutter während der Corona-Pandemie und parallel zu ihren Abiturprüfungen an Krebs erkrankte. Meisters Rezept gehen die Ohnmacht ist das Handeln. So sagte er: „Der Kirchentag ist die Energie von vielen Menschen, die zusammenkommen und nicht die Hände in den Schoß legen.“