
Ist das nun ein Skandal?
Zur „Debatte der Woche“ wird das Thema von der Rundblick-Redaktion auserkoren, weil die Vorgänge plötzlich die gesamte Landespolitik zu elektrisieren scheinen. Der Leitung der MHH werden vom Wissenschaftsministerium und von mehreren Landtagsfraktionen schwere Versäumnisse vorgehalten, weil das Wissenschaftsministerium als Aufsichtsbehörde und das Innenministerium als Polizeibehörde erst einige Tage nach der Aufnahme des Patienten informiert wurden. Einige Politiker meinen, damit seien die übrigen Patienten in der MHH unnötig einer Gefahr ausgesetzt worden. Wird also mit Igor K. die Kriminalität nach Niedersachsen importiert?Lesen Sie auch: Igor K. in der MHH: So reagiert die Landespolitik Wohin mit angeblichem Mafia-Boss? Ein verletzter Mann hält die Politik in Atem
Zur Erhellung dieser merkwürdigen und zumindest in Hannover sehr emotional geführten Diskussion hier ein paar Streitfragen:
Durfte oder musste Igor K. in Hannover behandelt werden? Der Verletzte war mit sieben Schussverletzungen, die er bei einem Anschlag auf ihn in Montenegro erlitten haben soll, in die MHH eingeliefert. Er war offenbar nicht mit Haftbefehl gesucht, hatte auch das Recht, ungehindert nach Deutschland zu kommen. Die Argumentation, dass ein Krankenhaus seine Behandlung ablehnt, ist deshalb schwer zu führen. Unberührt davon bleibt die Frage, warum es gerade die MHH sein musste? Weil Igor K. vermögend ist und sich die gute Behandlung als Privatpatient hier etwas kosten lassen konnte? Wenn das so ist, dann stellt sich die Frage nach der Bezahlung: Kommt das Geld aus Einnahmen des Drogenhandels oder der Prostitution? Wenn der Verdacht einer solchen Quelle besteht, hätte die MHH das Geld annehmen dürfen – oder hätte man, weil der Verdacht der Geldwäsche besteht, die Polizei einschalten müssen? Hätte der Schutz effektiver organisiert werden müssen? Ob die massive Polizeipräsenz an der MHH die Aufmerksamkeit nicht erst auf diesen Fall gelenkt hat und der Schutz nicht auf andere, unauffällige Art und Weise besser hätte organisiert werden können, muss auch erörtert werden. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die MHH vor einem riesigen Umbau steht, da die Bauten sowieso nicht mehr modernsten Anforderungen genügen. Eine Erklärung dafür, dass es vermutlich keine ausreichenden abgeschotteten Bereiche für schwierige Krankenbehandlungen gibt, liegt also in den allgemein bekannten baulichen Unzulänglichkeiten der MHH.