20. Jan. 2020 · 
Soziales

DGB-Zahlen belegen: Künftig rutschen immer mehr Niedersachsen in die Altersarmut ab

Die sogenannte „Altersarmut“ in Niedersachsen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Das geht aus dem neuen „Rentenreport“ des DGB-Landesbezirks hervor, den DGB-Chef Mehrdad Payandeh und Lars Niggemeyer, Leiter der Abteilung für Arbeitsmarktpolitik, gestern vorgestellt haben. Demnach gibt es unter den knapp 8 Millionen Niedersachsen rund 1,9 Millionen Rentner, 800.000 Männer und 1,08 Millionen Frauen. Im Jahr 2018 wurde für 16,3 Prozent der Rentner festgestellt, dass sie von Altersarmut betroffen sind. Zehn Jahre zuvor waren es noch 12,7 Prozent. Altersarmut kann auf verschiedene Weise berechnet werden – häufig wird dieser Befund angenommen, sobald ein Wert von 60 Prozent des Durchschnittseinkommens unterschritten wird. Wie der DGB betonte, ist die Bezugsgröße hier die statistisch ermittelte Angabe zum verfügbaren Haushaltseinkommen der Menschen, dazu gehören neben Renten noch weitere Einkünfte. Hier ist die Grenze, die 16,3 Prozent der Rentner nicht erreichen können, bei einem Haushaltseinkommen von 1035 Euro monatlich (für einen Alleinstehenden).
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Der DGB, der sich auf Angaben der Rentenversicherung und des Statistischen Landesamtes stützt, sieht für das Jahr 2018 die durchschnittliche Altersrente der Männer in Niedersachsen bei 1198 Euro, der Frauen bei 646 Euro. Bei den Frauen sei der Wert in den vergangenen Jahren etwas gestiegen, bei den Männern inflationsbereinigt gefallen. Eine Altersrente von weniger als 900 Euro monatlich hätten fast 71 Prozent der Frauen in Niedersachsen und 34,5 Prozent der Männer. DGB-Landeschef Payandeh leitet aus diesem Befund verschiedene Forderungen ab. Das Rentenniveau (Standardrente gemessen am Durchschnittseinkommen der Erwerbstätigen) sei gegenwärtig auf 48 Prozent festgeschrieben, und zwar bis zum Jahr 2025. Danach könne es um 43 Prozent bis 2030 sinken und später noch weiter fallen. Dies solle verhindert werden, der DGB wirbt für eine Sicherung des Niveaus auf 50 Prozent. Damit dies weitgehend aus der Rentenkasse gezahlt werden kann, plädiert der DGB für höhere Löhne und damit höhere Abgaben in die Rentenkasse. Die sogenannte „atypische Beschäftigung“ (unter anderem Teilzeittätigkeit, Arbeit im Niedriglohnsektor) liege in Niedersachsen mit einem Anteil von 42,6 Prozent an der Gesamtheit der Beschäftigtenverhältnisse besonders hoch, der Deutschland-Wert liege bei 40,4 Prozent. Der Niedriglohnsektor müsse zurückgefahren werden. Außerdem sollten Teilzeitbeschäftigte die Chance bekommen, zu Vollzeit-Kräften zu werden. Die Landesregierung solle zudem für mehr günstigen Wohnraum sorgen, da viele Ältere Probleme bekämen, eine angemessene Unterkunft bezahlen zu können. Nachdrücklich wirbt Payandeh für die Grundrente, die nach dem jetzigen Stand der Berliner Koalitionsgespräche doch mit einer Einkommens-, nicht aber einer Vermögensprüfung der Empfänger und ihrer Ehepartner einhergehen soll. Der DGB-Chef hält die Grundrente für wichtig, weil alle, die 33 Jahre lang gearbeitet haben, besser gestellt sein sollten als jene, die unabhängig von der Arbeitsdauer eine Grundsicherung bekommen. Dies sei ein Ausdruck von „Wertschätzung“. Die Gefahr, dass nun mit der Grundrente jene belohnt werden, die bewusst ihren Verdienst niedrig gehalten haben und nebenher von anderen Einnahmen profitieren, schätzt Payandeh nicht als sehr hoch ein. „Das mag es geben, aber es sind Randerscheinungen.“
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #012.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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