
Zahlreiche Studenten wandern in andere Bundesländer ab
Zum Teil erklärt sich dieser Wanderungsverlust mit der zentralörtlichen Funktion von Bremen, Hamburg und Berlin. Diese Großstädte beherbergen zahlreiche Hochschulen und ziehen aus den benachbarten Flächenländern Studenten an. Das ist es aber nicht allein: Die drei Stadtstaaten gewannen aus Niedersachsen 22.826 Menschen, und damit ist noch nicht einmal die Hälfte des Negativsaldos erklärt. Einen kleinen positiven Saldo hat Niedersachsen nur gegenüber Schleswig-Holstein.https://www.youtube.com/watch?v=FiMAzsTM3vo&t=2s
Gegenüber allen anderen Ländern verliert Niedersachsen. Es drängt sich die Frage auf, warum beispielsweise relativ weit entfernte Länder wie das Saarland und Rheinland-Pfalz im Saldo zusammen 1484 Studenten aus Niedersachsen gewinnen – beides Länder, die nicht unbedingt für eine ausufernde Hochschullandschaft bekannt sind. Die ostdeutschen Flächenländer gewinnen gegenüber Niedersachsen 10.213 Studenten und die großen Flächenländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen gewinnen gegenüber Niedersachsen in der Summe sogar 14.948 Personen. [caption id="attachment_33880" align="alignnone" width="780"]

Qualifikationsniveau in Niedersachsen ist unterdurchschnittlich
Das zunächst rein statistische Ergebnis des fortlaufenden Abzugs von Studenten ist, dass das Qualifikationsniveau in Niedersachsen unterdurchschnittlich ist. 28,3 Prozent der Niedersachsen hatten 2017 das Abitur – bundesweit waren es 31,9 Prozent. Einen akademischen Abschluss hatten 14,7 Prozent der Niedersachsen – bundesweit waren es 17,7 Prozent. Dieser Rückstand hat langfristig negative Folgen: Die Digitalisierung, vor allem der verstärkte Einsatz Künstlicher Intelligenz, bedroht vor allem Arbeitsplätze mit geringem Qualifikationsniveau, und zugleich werden in allen Branchen hochqualifizierte Fachkräfte dringend gesucht – auch weil viele Hochqualifizierte aus Altersgründen demnächst ausscheiden. Man muss also zusehen, dass man nicht Fachkräftemangel und Arbeitslosigkeit gleichzeitig bekommt. [caption id="attachment_30342" align="alignnone" width="780"]
https://www.youtube.com/watch?v=JvUpafI9Hes&t=2s
Haben Niedersachsens Unis ein Image- oder ein Qualitätsproblem?
Anscheinend sind Niedersachsens Hochschulen in der bundesweiten Konkurrenz mit den Studienorten anderer Länder für die Studenten nicht hinreichend attraktiv. Ein Hinweis auf die zu geringe Attraktivität der Hochschulen des Landes ist auch, dass der Anteil der sogenannten „Bildungsausländer“ an allen Studenten – Bildungsausländer sind solche Studenten, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben haben – in Niedersachsen mit 8,5 Prozent (2017) deutlich niedriger war als im Durchschnitt aller Flächenländer (9,4 Prozent) und im Bundesdurchschnitt von 9,9 Prozent. Es ist dabei durchaus nicht so, dass alle Studenten unbedingt in die großen, hoch „gerankten“ Hochschulen wie die Berliner Humboldt-Universität oder die LMU München wollen.