25. Sept. 2017 · 
Parteien

Den Überhangmandaten sei Dank: Viele Politiker schaffen es doch in den Bundestag

Der große Aderlass ist ausgeblieben, die beiden großen Parteien kommen noch einmal mit dem blauen Auge davon. Als am Sonntag die ersten Ergebnisse bekannt wurden, drohte für einige Stunden das Aus für mehrere niedersächsische Leistungsträger in den Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und SPD. Einige von ihnen mussten daraufhin eine unruhige Nacht verbringen – um am nächsten Morgen dann erleichtert in den neuen Tag zu starten. Denn dank der Überhang- und Ausgleichsmandate ziehen beide Landeslisten doch. Die Sorge kursierte zunächst vor allem in der CDU. Die Spitzenkandidatin, Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, holt wieder ihren Wahlkreis Hannover-Stadt-II nicht, sie zog diesmal gegenüber der früheren SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi den Kürzeren. So hätte es sein können, dass von der Leyen den Wiedereinzug in den Bundestag ganz verpasst hätte, was eine Schwächung ihrer politischen Position in Berlin bedeutet hätte. Ministerin könnte sie zwar auch ohne Parlamentsmandat bleiben, doch ohne Mandat wäre ihre Ausgangsposition im Wettbewerb mit anderen Aspiranten um einen Kabinettsposten nicht so stark. Neben von der Leyen gab es mehrere andere CDU-Abgeordnete, die in ihren Wahlkreisen gegen die SPD-Kandidaten nicht auftrumpfen konnten und am Sonntagabend plötzlich in der Luft hingen – darunter zwei CDU-Bezirksvorsitzende, die in der Parteihierarchie hoch angesiedelt sind, Maria Flachsbarth (Hannover) und Fritz Güntzler (Süd-Niedersachsen). Gleiches galt für Carsten Müller, der die Braunschweiger CDU im Bundestag repräsentiert, und Stephan Albani aus dem Ammerland. Am Montagmorgen stand dann aber fest: Alle sind doch noch über die Liste gewählt worden. Für eine Reihe anderer CDU-Abgeordneter heißt es hingegen Abschied nehmen – Michael Vietz (Hameln), Ute Bertram (Hildesheim), Kathrin Rösel (Rotenburg), Günter Lach (Wolfsburg) und Hans-Werner Kammer (Friesland). Einige Überraschungssieger gibt es bei der Bundestagswahl ebenfalls. So holte der SPD-Politiker Lars Klingbeil, der als Hoffnungsträger der Bundes-SPD gilt, den Wahlkreis Heidekreis-Rotenburg, der vor vier Jahren noch vom heutigen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel für die CDU verteidigt worden war. Den Wahlkreis Hildesheim nahm Bernd Westphal (SPD) der CDU-Abgeordnete Ute Bertram ab, den Wahlkreis Helmstedt-Wolfsburg Falko Mohrs (SPD) dem CDU-Mann Günter Lach. Den Wahlkreis Goslar-Northeim-Osterode errang Roy Kühne (CDU) gegen Marcus Seidel (SPD), den Wahlkreis Nienburg-Schaumburg Maik Beermann (CDU) gegen Marja-Liisa Völlers (SPD). Vor vier Jahren war hier noch Sebastian Edathy für die SPD angetreten. Über die Landesliste sind Caren Marks (Hannover), Daniela De Ridder (Grafschaft Bentheim) und Kirsten Lühmann (Celle) in den Bundestag eingerückt. Die größten Verlusten ernteten CDU und SPD in ihren jeweiligen Hochburgen – also die CDU in Cloppenburg-Vechta, Osnabrück-Land, Celle-Uelzen, Harburg und auch Hannover-Land II. In Aurich-Emden, Oldenburg-Ammerland und Braunschweig sind die Einbußen eher verhalten. Bei der SPD sind die stärksten Rückgänge in der Stadt Hannover, in Braunschweig, Salzgitter-Wolfenbüttel und Osterholz-Verden zu beklagen. Gering bleiben die Einbußen hingegen in Cloppenburg-Vechta, Mittelems, Unterems und Osnabrück-Land. Die Verluste und Gewinne der Grünen schwanken nicht besonders, sie liegen zwischen -1,2 Prozentpunkte (Hameln-Holzminden) und +1,2 (Osnabrück-Stadt). Die Linke hat vor allem in Hannover, Osnabrück und Oldenburg-Ammerland zugelegt, weniger in Celle-Uelzen und Goslar, die FDP-Zuwächse fallen in Harburg, Celle-Uelzen und in der Stadt Hannover hoch aus, geringer dagegen in Unterems und Aurich-Emden. Die AfD legte im Osten des Landes stark zu, also vor allem Salzgitter-Wolfenbüttel, Gifhorn-Peine und Helmstedt-Wolfsburg, aber auch im alten Landkreis Hannover. Im Westen hingegen (Mittelems, Oldenburg-Ammerland und Osnabrück) sind die AfD-Gewinne weitaus geringer, hier ist die Partei auch weitaus schwächer.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #168.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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