
Die wegen der Coronakrise ausgesetzte Insolvenzantragspflicht von Firmen, die das eigentlich mitteilen müssten, wird nach Ansicht von Experten zu einer gewaltigen Anzahl sogenannter „Zombieunternehmen“ führen.
Rundblick: Übertreiben Sie jetzt nicht ein wenig?
Nigge: Creditreform beispielsweise beziffert die Zahl der verdeckt überschuldeten Unternehmen auf 550.000 Euro. Die wegen der Coronakrise ausgesetzte Insolvenzantragspflicht von Firmen, die das eigentlich mitteilen müssten, wird nach Ansicht von Experten zu einer gewaltigen Anzahl sogenannter „Zombieunternehmen“ führen, also hoch verschuldeter Unternehmen, die sich auf dem Weg in eine Corona-Pleitewelle mit unvorhersehbarer Kettenreaktion befinden.
Die auf Pump finanzierte Wirtschaftspolitik darf nicht maßlos sein und muss zum richtigen Zeitpunkt beendet werden.
Rundblick: Aha, Sie sehen also für die Zukunft noch trüber…
Nigge: Wir müssen uns eingestehen, dass die derzeitige Ruhe trügerisch ist und das wahre Ausmaß des Konjunktureinbruches durch den staatlichen Schutzmantel kaschiert wird. Die auf Pump finanzierte Wirtschaftspolitik darf nicht maßlos sein und muss zum richtigen Zeitpunkt beendet werden. Ansonsten droht aufgrund des demografischen Wandels und angesichts wegbrechender Steuereinnahmen die Finanzierung der Sozialkassen zum Fiasko für Steuerbürger und Beitragszahler zu werden. Insofern hat alles ein Preisschild, auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemiebekämpfung.
Rundblick: Was sind Ihre daraus folgenden Ratschläge?
Nigge: Wir brauchen Zukunftsmut und vor allem müssen wir die Generationengerechtigkeit im Blick behalten, denn diese erfährt derzeit ihre zynische Übersetzung. Die Kosten der Gegenwart werden kurzerhand auf Konten transferiert, die in Zukunft bedient werden müssen. Dass die vom Bund aufgenommenen Schulden in Höhe von 218 Milliarden Euro eine immense Hypothek für die jüngere Generation darstellen, ist ja bereits allgemeiner Konsens. Fest steht, dass die Jüngeren, die sich während der Corona-Krise solidarisch gegenüber den Älteren zeigen, von den wirtschaftlichen Folgen überproportional hart getroffen werden. Jüngsten Berechnungen der Stiftung Marktwirtschaft zufolge liegt die „fiskalische Nachhaltigkeitslücke“ bei 345 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Umgerechnet entspricht das einem Gesamtschuldenberg der öffentlichen Hand von 11,9 Billionen Euro. Zur unbequemen Wahrheit gehört dazu, dass der deutlich größere Teil – rund 80 Prozent – auf die implizite Staatsschuld, also die verdeckte Staatsschuld, entfällt. Dahinter verbergen sich alle nicht gedeckten staatlichen Leistungsversprechen für die Zukunft.
