21. Juni 2016 · 
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Bauerntag in Hannover: Zukunftsperspektiven für die Landwirtschaft

(rb) Hannover. In der kommenden Woche tagt der Deutsche Bauerntag erstmals nach 19 Jahren wieder im führenden Agrarland Niedersachsen: 600 Delegierte aus 18 Landesverbänden, zahlreiche Gäste aus der Politik, Experten aus der Agrarwirtschaft und -forschung, darunter EU-Landwirtschaftskommissar Phil Hogan, Bundesagrarminister Christian Schmidt, Niedersachsens Landesbischof Ralf Meister und Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt, werden sich am 29. und 30. Juni in Hannover mit der Zukunft der 300 000 Landwirte in Deutschland auseinandersetzen. In vier parallel tagenden Foren (Milchmarkt, Nutztierhaltung, Umwelt- und Naturschutz, Gemeinsame Agrarpolitik der EU ab 2020) wird es um die Perspektiven einer Branche gehen, die mit 633 000 unmittelbar Beschäftigten, einem Produktionswert von 53 Milliarden Euro und elf Milliarden Euro Investitionen pro Jahr ein Schwergewicht der deutschen Wirtschaft und des Mittelstands ist , gleichzeitig aber noch nie so im Zentrum der öffentlichen Diskussion und unter entsprechendem Druck stand wie heute. Neben den Diskussionen um die existenzielle Frage, wie es weitergeht mit der Mehrheit der bäuerlichen Familienbetriebe, die mit ruinösen Markt- und Wettbewerbsbedingungen insbesondere bei der Milch, zugleich mit zunehmenden Auflagen und Vorschriften etwa für weiteren Güllelagerraum, umweltschonende Ausbringungsverfahren oder mehr Tierwohl, aber auch mit einem dramatischen Verlust gesellschaftlichen Ansehens zu kämpfen haben, wird das Präsidium des Deutschen Bauernverbands (DBV) in der kommenden Woche neu gewählt: Der seit 2012 amtierende Vorsitzende Joachim Ruckwied aus Baden-Württemberg wird sich am Mittwoch erneut der Mitgliederversammlung zur Wahl stellen. Hier gibt es keinen Gegenkandidaten. In der Vize-Riege treten dagegen vier Bewerber für drei Plätze an, darunter auch Niedersachsens Landvolkpräsident Werner Hilse. Zum Abschluss des Bauerntags am frühen Donnerstagmittag ist eine Kundgebung vor dem Kuppelsaal des hannoverschen Congress-Centrums geplant, zu der rund 3000 Landwirte erwartet werden. Wortführer werden dabei die Jungbauern sein. Die in den vier Foren erarbeiteten Forderungen der Landwirte sollen in eine Schlusserklärung münden. Am Montag machte Landvolkpräsident Hilse erneut deutlich, dass die deutschen Bauern Verbesserungen und Neuerungen nicht ablehnten, sondern diese stetig aufgriffen. Allerdings müsse das Geld für Investitionen „erst sauer verdient werden“. Dabei gehe es um Milliardenbeträge. Die aktuellen Krisenhilfen der Politik sähen aber nur 100 Millionen Euro „plus x“ vor. Vor diesem Hintergrund mahnte Hilse eine Pause an in der Diskussion um weitere Auflagen etwa durch die Düngeverordnung des Bundes oder das Klimaschutzgesetz des Landes. „Gesellschaft und Politik dürfen unsere bäuerlichen Familienbetriebe nicht mit einem vielstimmigen Wunschkonzert an Auflagen und Vorschriften überfordern“, sagte Hilse. Zugleich forderte er, konkrete Hilfen wie Liquiditäts- oder Bürgschaftsprogramme jetzt schnell auf den Weg zu bringen und sich vor Markteingriffen zu hüten.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #118.
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