2. Nov. 2022 · 
Wirtschaft

Ausbildungsgarantie: DGB schlägt Abgabe für alle Betriebe in Niedersachsen vor

Mehrdad Payandeh, DGB-Bezirksvorsitzender für Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt | Foto: DGB/Werner Musterer

Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niedersachsen, schlägt der neuen rot-grünen Landesregierung ein Finanzierungsmodell für die im Koalitionsvertrag vereinbarte Ausbildungsplatzgarantie vor. „Junge Menschen, die trotz aller Anstrengungen keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, sollen ein trägergestütztes Ausbildungsangebot erhalten“, heißt es dort. Wie sich dieses Angebot finanzieren soll, lassen SPD und Grüne allerdings offen. Der DGB-Vorschlag dazu lautet wie folgt: Jeder niedersächsische Betrieb mit mindestens zehn Beschäftigten zahlt 0,4 Prozent seiner Bruttolohnsumme in einen Zukunftsfonds ein. Für jeden Auszubildenden, den sie beschäftigen, erhalten die Unternehmen wiederum 2500 Euro pro Jahr aus dem Topf zurück. Zudem kommt dieser Fonds auch für alle weiteren Kosten der Ausbildungsgarantie auf – insbesondere für die außerbetriebliche Ausbildung erfolgloser Bewerber. Für die Verwaltung des Zukunftsfonds wären die Tarifpartner zuständig.

Quelle: DGB

Dass sich dieses Modell für Ausbildungsbetriebe sogar rechnen könnte, zeigt Payandeh am Beispiel einer Bäckerei mit 60 Beschäftigten und sechs Auszubildenden. Bei einer Bruttolohnsumme von 1,8 Millionen Euro würde der Betrieb zwar 7200 Euro in den Fonds einzahlen, bekäme aber 15.000 Euro zurück. Die Notwendigkeit einer Ausbildungsgarantie begründet der DGB-Landeschef unter anderem mit der rückläufigen Quote der Ausbildungsbetriebe in Niedersachsen. „77,7 Prozent der Betriebe bilden gar nicht aus. Das sind Trittbrettfahrer, die die Früchte derer ernten, die fair sind und ausbilden“, ärgert sich Payandeh. DGB-Arbeitsmarktexperte Lars Niggemeyer stellt außerdem klar: „Es ist keinesfalls so, dass sich die Bewerber den Ausbildungsplatz aussuchen können und es nur einen Bewerbermangel gibt.“ Laut den Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) kommen auf 100 Jugendliche in Niedersachen nur 94,8 Ausbildungsplätze. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 99,1 Ausbildungsangeboten pro 100 Bewerber.

Quelle: DGB
Dieser Artikel erschien am 3.11.2022 in Ausgabe #194.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

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