Aufträge an Kampfmittelräumer sollen künftig digital abgewickelt werden
Mit einem Festakt hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) Niedersachsen gestern sein 70-jähriges Bestehen gefeiert. Er hätte sich gewünscht, dass der KBD in seinem Alter nicht mehr so rüstig sein müsse, sagte Michel Golibrzuch, Präsident des Landesamts für Geoinformation und Landesvermessung (LGLN) , zu dem der KBD seit sechs Jahren gehört. Doch auch nach 70 Jahren sei der KBD noch täglich im Einsatz, allein im vergangenen Jahr bargen die 22 Sprengmeister rund 130 Tonnen Kampfmittel bei 700 Einsätzen. Insgesamt machte der KBD seit seiner Gründung 35.000 Tonnen Kampfmittel unschädlich. „Deshalb sollen am heutigen Tag die Mitarbeiter des KBD geehrt werden, weil sie ihre Sicherheit aufs Spiel setzen, um das Leben der anderen Bürger sicherer zu machen“, sagte Golibrzuch. Auch Staatssekretär Stephan Manke, der in Vertretung für Innenminister Boris Pistorius gekommen war, dankte den Mitarbeitern für ihren Einsatz. Anschließend nahm er offiziell die neue Software „Kampfmittelinformationssystem Niedersachsen (Kisni)“ in Betrieb. Damit soll die Bearbeitung von Sondierungs- und Kampfmittelräumaufträgen künftig weitgehend digital geschehen. „Der niedersächsische KBD zählt schon jetzt zu den modernsten Räumdiensten in Deutschland und mit ,Kisni‘ existiert nun eine gute Grundlage für das Arbeiten in der Zukunft“, sagte Manke. Das Innenministerium hat rund eine Million Euro in die Entwicklung des Programms investiert.
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Der KBD wurde am 11. März 1948 vom Alliierten Kontrollrat offiziell ins Leben gerufen, damals noch unter dem Namen Bombenräumkommando, und unter die Kontrolle des Landes Niedersachsen gestellt. Denn zuvor vernichteten nur die Briten als Besatzungsmacht systematisch Kampfmittel, und sie konzentrierten sich auf die Lagerbestände der Wehrmacht. Im zivilen Leben wurden Bomben nur dann geräumt, wenn sich bei Bauarbeiten zufällig eine anfand. Das sollte sich mit der Einrichtung des Bombenräumkommandos ändern. Das wechselte im Verlauf der Geschichte nicht nur den Namen, sondern auch die Organisation. Zunächst als Dezernat der Bezirksregierung Hannover, dann als Teil der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen und seit 2012 als Teil des LGLN suchen und bergen die 44 Mitarbeiter des KBD noch zahlreiche Kampfmittel, von der Sprengpatrone bis zur Zehn-Zentner-Fliegerbombe. Neun Sprengmeister verloren in den vergangenen 70 Jahren dabei ihr Leben, viele wurden verletzt. Arbeit wird es dennoch auch in den nächsten Jahrzehnten geben: Allein in der Nordsee vor Niedersachsen lagern noch 1,3 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition.