8. Okt. 2019 · 
Bildung

Kommt eine neue Vermarktungsstrategie für Niedersachsens Schlösser?

Immer wieder wird darüber diskutiert, Beschlüsse gibt es bisher aber noch nicht: Wie können die Schlösser und Burgen in Niedersachsen, auch die Museen, besser miteinander vernetzt werden? Gibt es eine Chance, diese kulturellen Schätze zielgerichtet und mit einer gemeinsamen Strategie als lohnenswerte Ziele für Touristen zu vermarkten? Gestern hat das Landeskabinett eine Vorstufe dazu gebilligt: Die Einsetzung einer „Stabstelle für die Schlösserverwaltung“ wurde gestern gebilligt. Die bisherige Leiterin der Kulturabteilung im Wissenschaftsministerium, Annette Schwandner, soll diese Aufgabe von Anfang 2020 an erfüllen. Die Stabstelle übernimmt daneben noch zwei Sonderaufträge – nämlich zum einen die Arbeit des Verbindungsbüros für die Aussiedlerbeauftragte Editha Westmann (CDU), die seit langem beklagt, organisatorisch längst nicht so gut aufgestellt zu sein wie ihr Pendant bei der SPD, die Migrationsbeauftragte Doris Schröder-Köpf (SPD). Beide peilen aber eine regierungsinterne Gleichstellung an. Zum anderen fällt das 2016 gegründete Museum Friedland (Kreis Göttingen) im früheren Grenzdurchgangslager, für das bisher Innenminister Boris Pistorius (SPD) zuständig ist, künftig in den Zuständigkeitsbereich von Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU). Schwandner kommt auf eine neue B6-Stelle – und das ist möglich, da bis vor einigen Monaten noch die B6-Stelle des Stabstellenleiters für das Thema Friedland im Innenministerium vorhanden war. Der Amtsinhaber Frank Frühling ist mittlerweile in Pension gegangen.

Jede Einrichtung tritt bislang für sich allein auf

Nun tastet sich das Wissenschaftsministerium erst langsam heran an die neuen Aufgaben der Stabsstelle: Von Schwandner werden Vorschläge erwartet, wie eine gemeinsame Präsentation der Schlösser, Burgen und Museen denkbar ist. Das klingt leichter, als es in der Wirklichkeit ist. Mehrere Welfenschlösser, etwa das in Herzberg, befinden sich schon im Landesbesitz. Bei den Museen ist das recht unterschiedlich, sie sind teilweise in kommunaler Regie, manchmal in Landesobhut. Das Erscheinungsbild in Niedersachsen ist aber so, dass quasi jede Einrichtung für sich auftritt. In Regierungskreisen wurde auch über die Gründung einer Schlösser-Stiftung für die etwa 35 Schlösser in Niedersachsen nachgedacht, doch die Koalition konnte sich darauf bisher noch nicht verständigen. Bekannte Schlösser gibt es in Aurich, Oldenburg und Wolfenbüttel, auch in Derneburg, Celle, Hannover, Wolfsburg und Bückeburg.
Lesen Sie auch: Verkauf der Marienburg ist vom Tisch, eine Stiftung soll jetzt das alte Schloss sichern In der Welfenfamilie steht ein Rechtsstreit zwischen Vater und Sohn wohl bevor
Von besonderer Bedeutung ist nun das Schloss Marienburg, der Stammsitz der Welfen. Ernst August jr. will das Gebäude in eine eigene Stiftung überführen – und auch hier wird es in Zukunft auf eine engere Kooperation mit dem Land ankommen. Es steht die Zusage des Landes und des Bundes, 27,2 Millionen Euro zur Sanierung beizutragen. Als Betreiber sollen Carl Graf von Hardenberg und Nicolaus von Schöning gewonnen werden. Bisher war die Gesprächsebene zwischen der Welfenfamilie und dem Land Niedersachsen eher belastet. Das ändert sich jetzt, da der neue Referent für Kultur- und Denkmalschutz im Ministerium selbst ein Adliger ist, nämlich Jobst Graf von Wintzingerode. Ihm wird schon aufgrund seiner Herkunft zugetraut, die Kontakte zum Welfenhaus zu verbessern.

Umgang mit der Marienburg sorgt für Schwierigkeiten

Wie schwierig eine neue kulturpolitische Strategie des Landes in der Praxis sein kann, zeigt allerdings die Diskussion über die Sanierung der Marienburg, die im Herbst vergangenen Jahres aufgeflammt war. Gegen die ursprüngliche Absicht, eine Tochtergesellschaft der Klosterkammer solle als Eigentümer einspringen, hatte sich Widerstand zusammengebraut. Vor allem unter dem Vater des derzeitigen Chefs des Welfenhauses, Ernst August sen., war das Verhältnis zu den politischen Entscheidungsträgern abgekühlt. Bei den Grünen sind zudem die Vorbehalte gegenüber dem Welfenhaus sehr ausgeprägt, das gilt auch für Teile der SPD – und mit Abstrichen sogar für eine Minderheit bei den Christdemokraten. Die Grünen äußern ganz offen Kritik daran, dass das Land und der Bund die Welfenfamilie aus ihrer Verantwortung für den Erhalt der Marienburg befreien wollen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #176.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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