Thorsten Althaus, bisher Landesvorstandsmitglied der AfD in Niedersachsen, wird parteiintern als mögliche „Schlüsselfigur“ des jüngsten Skandals um ein vertrauliches Treffen von 20 AfD-Mitgliedern am 20. Februar in Verden bezeichnet. Bei diesem Treffen ging es darum, das „rechte“ Lager in der Partei zusammenzuführen. Da Tonmitschnitte angefertigt und Abschriften von Reden, die dem Politikjournal Rundblick zugespielt wurden, spricht das Lager des Landesvorsitzenden Jens Kestner inzwischen von einem „Abhörskandal“. In der Gaststätte seien wohl offenbar Wanzen angebracht worden, wird gemutmaßt.

Der Bundesvorstand hat Parteiordnungsmaßnahmen gegen die Parteivizes Stephan Bothe und Uwe Wappler, sowie auch gegen Althaus eingeleitet, da diese „Parallelstrukturen aufgebaut“ und den offiziell aufgelösten rechtsradikalen „Flügel“ wiederbelebt hätten. Bothe bestreitet das nachhaltig. Vor allem Althaus-Zitate der Versammlung werden vom Bundesvorstand ins Feld geführt. So soll der in Celle tätige Lehrer Althaus erklärt haben, man habe „die alten Flügelstrukturen reaktiviert“ und arbeite damit „unter dem Radar der Kreisverbände“. Jetzt wird AfD-intern über den Verdacht gesprochen, Althaus könne hinter der ganzen Aktion stecken und versucht haben, die Teilnehmer des Treffens vorzuführen. Althaus selbst sagte dem Politikjournal Rundblick, die parteiintern gegen ihn gerichteten Vorwürfe seien „nicht zu fassen“. Er werde sich aber nicht im Einzelnen äußern, da ein Strafverfahren laufe.

Der Effekt dieser ganzen Vorgänge ist nun, dass bei der Wiederaufstellung der AfD-Landesliste zur Bundestagswahl am 3. Juli in Hildesheim die lange diskutierte „Kompromiss-Liste“ zwischen gemäßigtem und rechtem Lager der AfD Niedersachsen nicht zustande kommen dürfte. Das rechte Lager ist nach den Vorwürfen des Aufbaus von Parallelstrukturen derart geschwächt, dass die Anfang Dezember 2020 aufgestellte Landesliste, bei deren Zustandekommen es Formfehler gegeben haben soll, im vollen Umfang bestätigt werden dürfte.