Jens Kestner, Landesvorsitzender der AfD, will gemeinsam mit seinem Landesvorstand einen völlig neuen Weg beschreiten: Die Landesliste zur Landtagswahl soll per Briefwahl von allen 2500 niedersächsischen AfD-Mitgliedern bestimmt werden. Das hat der Landesvorstand unter Kestners Leitung am Donnerstagabend beschlossen. Die Partei nutzt damit ein kürzlich im Landeswahlgesetz neu eingeführtes, wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen entwickeltes Verfahren.

Jens Kestner, Vorsitzender der AfD Niedersachsen, könnte bei der Wahl zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2022 von der Briefwahl profitieren. | Foto: AfD, Marvin Heinz

Wundrak-Lager fordert einen unverzüglichen Landesparteitag

Im ersten Schritt sollen sich alle an einer Landtagskandidatur interessierten Bewerber melden, im zweiten sollen die Mitglieder dann entscheiden, welche Kandidaten in die engere Wahl gezogen werden. Danach folgt ein zweiter Durchgang, in der jedes AfD-Mitglied eine Priorisierung der Bewerber vornehmen soll. Gegen diesen Weg gibt es in der niedersächsischen AfD aber starke Widerstände, vor allem aus der Gruppe der Bundestags-Landesgruppe, die sich am Namen Joachim Wundrak festmacht. Das Wundrak-Lager fordert, gestützt auf den Antrag von 17 Kreisverbänden, einen unverzüglichen Landesparteitag, der selbst das Verfahren für die Listenaufstellung beschließen soll. Doch Kestner, der laut Satzung sofort einen Landesparteitag einberufen müsste, sieht sich dazu nicht imstande – man habe 60 Anfragen bei verschiedenen Hallenbetreibern gestartet, in allen Fällen sei das Anliegen abgelehnt worden.