27. Nov. 2018 · 
Umwelt

Soll das Wolfsbüro künftig kaltgestellt werden?

Es rumort im Umweltministerium, genauer gesagt im Bereich des Wolfsmanagements. Aus mehreren Quellen ist zu hören, dass sich die Stimmung zwischen Umweltminister Olaf Lies und den für den Wolf Zuständigen verschlechtert habe. Sind die Mitarbeiter zu sehr auf den Schutz des Wolfes ausgerichtet und zu wenig offen für Lies‘ Politik, den Tieren mehr Grenzen zu setzen? Ärger soll es sowohl mit den Beauftragten im eigenen Haus geben als auch mit dem beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) angesiedelten Wolfsbüro. Vor allem soll unklar sein, in welcher Form das Wolfsbüro künftig weiterbestehen wird und welche Aufgaben es wahrnimmt. Die Einrichtung soll es jedoch weiterhin geben, heißt es. Vor wenigen Tagen erging ein Schreiben an die Wolfsberater im Land, wonach das Wolfsbüro – trotz anderslautender Gerüchte – nicht aufgelöst werden soll. Allerdings wird es Kompetenzen abgeben müssen. Das bestätigt auch eine Sprecherin des Umweltministeriums gegenüber dem Rundblick. Damit zeigt sich erneut, dass Umweltminister Lies beim Wolf einen anderen Kurs verfolgt als sein Amtsvorgänger Stefan Wenzel. Welche Aufgaben künftig von anderen Stellen bearbeitet werden sollen, steht nach Angaben der Ministeriumssprecherin noch nicht abschließend fest. Gesichert sei allerdings, dass das Büro künftig keine eigene Pressestelle mehr betreibt, sondern die Auskünfte von der Öffentlichkeitsarbeit des Umweltministeriums gegeben werden. Darüber hinaus ist zu hören, dass Lies dem Wolfsbüro auch die Zuständigkeit zur Begutachtung von Wolfsrissen und Schutzzäunen entziehen will. Diese Kompetenz solle künftig ins Landwirtschaftsministerium verlagert und von der Landwirtschaftskammer übernommen werden. Damit fielen auch die Ausgleichzahlungen, die Weidetierhalter für Wolfsrisse bekommen, nicht mehr in den Zuständigkeitsbereich des Umweltministeriums. Denkbar ist auch, dass damit eine Verkleinerung des Personals im Wolfsbüro einhergeht und Mitarbeiter in andere Tätigkeitsfelder des NLWKN verschoben werden.
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Für Frust und Disput hinter den Kulissen dürfte die aktuelle Wolfspolitik dennoch sorgen. Nach Übernahme des Ministeriums hat Lies eine restriktivere Wolfspolitik als sein Vorgänger Wenzel angekündigt. Wölfe sollen auch dann getötet werden können, wenn sie auffällig oft Weidetiere reißen. Auch die Tötung ganzer Rudel wird in Betracht gezogen. Vor kurzem hat Lies zudem mit den Ländern Sachsen und Brandenburg einen Entschließungsantrag in den Bundesrat eingebracht, der den strengen Schutzstatus des Wolfes aufweichen und Abschussquoten in Gebieten mit vielen Tieren erlauben soll. Außerdem hatte Lies angekündigt, aus jedem der mittlerweile 20 Wolfsrudel ein Tier mit einem Sender ausstatten zu lassen, um die Bewegungen des Rudels für Forschungszwecke zu überwachen. Passiert ist dem Vernehmen nach davon bisher nicht viel. Denn die Gesetzeslage hat sich in den vergangenen zwölf Monaten nicht geändert, der Schutzstatus der Wölfe ist unverändert hoch. Und die Mitarbeiter des Wolfsmanagements, so heißt es, fühlten sich immer stärker eingezwängt zwischen geltendem Recht und politischem Willen des Ministers. Die Besenderung etwa soll daran haken, dass die Fachabteilung Probleme hat, die Ankündigung rechtskonform umzusetzen. enn wenn man die Wölfe mit einem Sender ausstatten wolle, müsse man die Tiere vorher mit einer tierschutzgerechten Falle einfangen. Es gibt allerdings deutschlandweit nur wenige zertifizierte Experten, und die verlangen für ihre Tätigkeit Rechtssicherheit. Die ist jedoch nur gegeben, wenn es einen Grund für das Einfangen und die Besenderung gibt; etwa, weil die Tiere sich Menschen nähern.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #212.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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