ZDF zeigt NSDAP-Kriegsverbrecher bei der „Wannseekonferenz“
Wilhelm Stuckart (1902-1953), ehemaliger Staatssekretär im Reichsinnenministerium und SS-Obergruppenführer, spielt in den derzeitigen Rückblicken auf die sogenannte „Wannseekonferenz“ vor 80 Jahren eine Rolle – so auch im Fernsehfilm, der am Montagabend (24. Januar) im ZDF ausgestrahlt wird und ab sofort in der ZDF-Mediathek verfügbar ist.
Stuckart gehörte zu den Teilnehmern dieser Runde, die unter Leitung von Reinhard Heydrich die Ermordung von elf Millionen Juden in Europa plante und organisierte. Vorher hatte er gemeinsam mit Adenauers späteren Kanzleramtschef Hans Globke die juristischen Kommentare zu den Nürnberger Rassegesetzen geschrieben. Weitgehend unbekannt ist, dass Stuckart nach 1945 in Niedersachsen eine merkwürdige Karriere machte.
Erst Nazi, dann Stadtkämmerer in Helmstedt
Wie der Celler Historiker Eike Frenzel erläutert, der über den „Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ (BHE) geforscht hat, wurde Stuckart zunächst Stadtkämmerer in Helmstedt, wechselte dann aber bald zum „Institut zur Förderung der niedersächsischen Wirtschaft“. Dabei soll der Goslarer CDU-Politiker Otto Fricke eine Rolle gespielt haben. Das Institut habe das Ziel gehabt, antikommunistische Parteien finanziell zu stützen. 1947 war Stuckart wegen seiner wichtigen Rolle im System zunächst der Prozess gemacht, das Strafmaß wurde aber auf drei Jahre und zehn Monate bemessen, seine bisherige Untersuchungshaft wurde berücksichtigt, er kam damit gleich wieder frei. Bei der Entnazifizierung wurde Stuckart erst als „Mitläufer“ eingestuft, ein späteres Verfahren in Berlin rollte die Sache dann wieder auf.
Stuckarts Idee: Zwangssterilisation von „Halbjuden“
Stuckart trug damals vor, in der Wannseekonferenz die Zwangssterilisation von sogenannten „Halbjuden“ vorgeschlagen zu haben – in der Absicht, deren Ermordung zu verhindern. Außerdem gab er an, wie Frenzel erforschte, dass er in Kontakt mit den Hitler-Attentätern des 20. Juli 1944 gestanden habe. In Niedersachsen wurde Stuckart „strategischer Berater“ der BHE-Landtagsfraktion, die von 1951 bis 1963 in verschiedenen Koalitionen unter Hinrich-Wilhelm Kopf (SPD) und Heinrich Hellwege (DP) sogar an der Regierung beteiligt war.
Im Hintergrund habe er etwa mitgeholfen, BHE-Positionen zur Kommunalverfassung zu schreiben. Stuckart kam einen Tag vor seinem 51. Geburtstag ums Leben, und zwar bei einem Autounfall auf der Fahrt von Hannover in seinen Wohnort Lemmie (Stadt Gehrden/Region Hannover).
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