13. Okt. 2016 · Bildung

Zähe Verhandlungen um die Schulsozialarbeiter

Die Landesregierung will sich künftig um die Sozialarbeiter an den Schulen kümmern – doch diese Ankündigung hat nicht nur Zustimmung ausgelöst, sondern auch Besorgnis. Seit Monaten ringen Landesregierung und Kommunalverbände um die Details einer Vereinbarung. Die Kommunen wollen einen Stufenplan, der die schrittweise Aufstockung der Stellen in den kommenden Jahren vorsieht. Sie erkennen hier bisher beim Land noch kein Entgegenkommen, heißt es. Auch die Frage, wie viele Mitarbeiter für eine gute Versorgung nötig sind und wie viele bisher – vor allem von Kommunen bezahlt – schon tätig sind, teilt die Geister. Der Städtetag, der Landkreistag und der Städte- und Gemeindebund haben nun eine Erhebung gestartet. Bis zum heutigen Freitag sollen die Antworten aus allen Rat- und Kreishäusern vorliegen, aus denen hervorgehen soll, wie stark sich die Kommunen bisher in diesem Bereich engagieren. Wie aus Verhandlungskreisen verlautet, gibt es nämlich unterschiedliche Ansichten darüber, ob das bisher angekündigte Engagement des Landes ausreichen kann. Das Kultusministerium teilt mit, von Januar 2017 an stehe Geld für 410 Sozialarbeiter-Vollzeitstellen zur Verfügung – es könnten also, sofern Teilzeitkräfte aktiv werden, wesentlich mehr Menschen mit diesem Budget beschäftigt werden. 167 Stellen kommen neu hinzu, außerdem weitere 240 aus dem bisherigen „Hauptschulprofilierungsprogramm“ (das Land hat hier bis Jahresende anteilig Sozialarbeiter finanziert). Zudem seien in diesem Jahr 100 Stellen für Grundschulen, an denen viele Flüchtlingskinder unterrichtet werden, geschaffen worden.  Im Juni hatte die Kultusministerin erklärt, an 500 allgemeinbildenden Schulen Stellen für Schulsozialarbeiter ausgeschrieben zu haben. Es gibt aber insgesamt landesweit rund 3000 Schulen. In den Verhandlungen mit den Kommunen geht es nun darum, ob das Land eine Perspektive für einen Stellenzuwachs in den nächsten Jahren bietet. In Oppositionskreisen im Landtag wird gleichzeitig befürchtet, dass sich die Kommunen Zug um Zug aus der Schulsozialarbeit zurückziehen wollen, wenn das Land jetzt den klaren Willen zum eigenen Engagement bekundet und aktiv werden will. „Wir haben vorgeschlagen, das Land sollte diese Aufgabe für die weiterführenden Schulen leisten, für die Grundschulen könnten sich Land und Kommunen die Kosten teilen“, erklärt Björn Försterling (FDP). Die CDU hatte beantragt, bis 2018 allen Schulen die Möglichkeit zu eröffnen, Sozialarbeiter einzustellen. Eine allmähliche Steigerung sei unumgänglich. Unterdessen wird auch die Sorge laut, bisher bewährte regionale Konzepte könnten zerstört werden, wenn nun das Land verstärkt einsteigt und selbst Verträge für Schulsozialarbeiter abschließen will. Das berichtet Angela Denecke, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft der Jugendsozialarbeit in Niedersachsen, gegenüber dem Rundblick: „Bei den freien Trägern gibt es oft das Modell, dass ein Sozialarbeiter morgens in der Schule tätig ist und sich nachmittags beruflich mit Migranten beschäftigt. Er ist dann oft hervorragend mit der Jugendhilfe vor Ort vernetzt. Wir befürchten, dass die Arbeit der freien Träger mit der Vielfalt ihrer Konzepte beseitigt werden könnte, wenn alle bestehenden Verträge gekündigt werden und das Land neue abschließt.“ Außerdem seien mancherorts ausgebildete Pädagogen unterschiedlicher Professionen sehr erfolgreich für die Sozialarbeit tätig – nach der Ausschreibung des Landes dürften diese sich gar nicht mehr bewerben. Bei Neueinstellungen durch das Land könne es überdies deutliche Einbußen bei der Entlohnung geben.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #185.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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