Wolfgang Jüttner, ehemaliger niedersächsischer Umweltminister (1998 bis 2003), Spitzenkandidat der SPD bei der Landtagswahl 2008 und zeitweiliger Fraktions- und Landesvorsitzender der SPD, feiert am kommenden Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Das überrascht viele in seinem Umfeld, weil Jüttner – trotz seines Rückzugs aus der ersten politischen Reihe – weitaus jünger wirkt.
Der im Schaumburger Land geborene frühere Dozent für Erwachsenenbildung lebt seit seiner Kindheit in Hannover, ist seit 1970 SPD-Mitglied und wäre wenige Jahre später um ein Haar Juso-Bundesvorsitzender geworden. Er lehnte das damals mit Blick auf sein Familienleben ab, so kam über Umwege dann ein anderer Hannoveraner zum Zuge, der später eine steile Karriere machen sollte: Gerhard Schröder. Jüttner war über viele Jahre eine Art typisches Gegenstück zu Schröder. Der eine machtorientiert, zu Einzelentscheidungen neigend, mit wenig dauerhaften Prinzipien ausgestattet – der andere ein Teamarbeiter, der immer auf die Strömungen und Stimmungen in der Partei Rücksicht nahm und sein eigenes Fortkommen mitunter dem SPD-Interesse unterordnete.
Während Schröder bei den Sozialdemokraten stets polarisierte, erntete Jüttner dauerhaft hohe Zustimmungsraten, etwa im Vorsitz des SPD-Bezirks Hannover von 1993 bis 2009. Einmal stand Jüttner kurz davor, neuer Ministerpräsident zu werden – das war 1999, nach dem plötzlichen Rücktritt von Gerhard Glogowski. Jüttner kümmert sich heute noch um die Parteischule der SPD, dabei setzt er die Tradition eines anderen Niedersachsen fort, von Peter von Oertzen. Dessen Eigenart, die Politik immer auch politikwissenschaftlich zu betrachten, zeichnet auch Jüttner aus. Als von Oertzen runde Geburtstag feierte, lud die SPD zu einem wissenschaftlichen Streitgespräch ein. Zu Jüttners Ehren bittet die SPD zu einem öffentlichen Dialog über „die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“. Die Bilder gleichen sich.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #53.