Die Corona-Krise wird die niedersächsische Wirtschaft voraussichtlich auch im kommenden Jahr erschüttern. Der Verband Niedersachsenmetall veröffentlichte am Donnerstag Umfragedaten aus über 800 Unternehmen im Land, die einen tiefliegenden Pessimismus in Industrie, Handel, Gastronomie sowie im Dienstleistungssektor deutlich machen.

Verbands-Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt sprach von einer trügerischen Ruhe, die derzeit zu verzeichnen sei. Man rechne ab Herbst mit einer Insolvenzwelle, die sich auf den Arbeitsmarkt durchschlagen werde. „Wir erwarten, dass dieses Jahr etwa 30.000 Stellen verloren gehen, zu einem größeren Teil als Folge der Nicht-Wiederbesetzung von freiwerdenden Stellen, aber auch als unmittelbare Folge von Entlassungen“, erklärte Schmidt. Für 2021 erwarte man zudem den Verlust von vermutlich weiteren 30.000 Stellen.

Befürchtet, dass viele Arbeitsplätze unwiederbringlich weg sind: Niedersachsenmetall-Chef Volker Schmidt – Fotos: Niedersachsenmetall

„Der Dachstuhl brennt lichterloh“, beschrieb Schmidt die aktuelle wirtschaftliche Situation. Die Umsätze liegen den Angaben der Unternehmen zufolge aktuell rund 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau, bei Dienstleistern ist es sogar ein Minus von 55 Prozent. Drei Viertel der Betriebe gehen aber sogar davon aus, dass sich die Auftragslage im zweiten Halbjahr noch einmal verschlechtern wird. Aus den Daten geht Schmidt zufolge hervor, dass die große Mehrheit der Unternehmen das Jahr 2020 bereits abgehakt hat.

Die Mehrheit der Unternehmen geht davon aus, dass Krise noch weiter anhalten wird – Grafik: Niedersachsenmetall

72 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass die Talsohle in der Krise noch nicht erreicht ist. Die breite Mehrheit plant deshalb auch, frei werdende Stellen nicht wieder zu besetzen, etwa ein Drittel der Betriebe rechnet in diesem und im kommenden Jahr zudem mit betriebsbedingten Kündigungen.

Die Aussicht auf Besserung könnte derweil noch weiter entfernt liegen, als sich mancher wünschen mag. Ein Drittel der Firmen erwartet erst wieder ab dem Jahr 2022 eine Belebung der Industrie.

Der Dachstuhl brennt lichterloh.

„Was mich in besonderer Weise umtreibt ist der Umstand, dass wir es vielfach mit echten Strukturanpassungen zu tun haben, die eine Verlagerung von Arbeitsplätzen ins südosteuropäische Ausland zur Folge haben. Diese Arbeitsplätze sind unwiederbringlich weg“, befürchtet Schmidt, der staatliche Zuschüsse als Überbrückungshilfe für dringend notwendig erachtet.

Zudem müsse die Attraktivität des Standorts erhöht, heißt für Schmidt konkret: komplette Abschaffung der EEG-Umlage, Senkung der Körperschaftssteuer, vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlages. Darüber hinaus müsse der steuerliche Verlustrücktrag, mit dem man Verluste ins Vorjahr steuerlich zurücktragen kann, deutlich angehoben werden.

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Ein ganz schwacher Hoffnungsschimmer kam derweil am Donnerstag aus dem deutschen Maschinenbau. Eine Umfrage des Branchenverbandes VDMA unter bundesweit 640 Unternehmen ergab, dass 60 Prozent der Unternehmen dort im kommenden Jahr wieder mit Umsatzsteigerungen rechneten.

Lieferketten funktionieren langsam wieder

Allerdings ist das Referenzjahr 2020 von der Corona-Krise massiv geprägt, die Basis für ein Wachstum sei daher entsprechend niedrig, heißt es beim Verband. Bis das Umsatzniveau von 2019 wieder erreicht sei, sei es noch ein langer und steiniger Weg, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

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Gerade die exportorientierte Industrie leide nach wie vor unter einer Flaute bei den Bestellungen. Zumindest die Lieferketten funktionieren größtenteils wieder. Laut VDMA werden nur noch gut zehn Prozent der Unternehmen durch Störungen in den Lieferketten beeinträchtigt. „Dennoch dürfen wir nicht ignorieren, dass weiterhin Reise- und Aufenthaltsbeschränkungen für viele Länder sowie Gesundheits- und Hygieneauflagen bestehen, die Vertriebs-, Montage- und vor allem Serviceaktivitäten nach wie vor deutlich spürbar behindern“, sagte Wiechers.