19. Apr. 2018 · 
Wirtschaft

Wird heute der Faurecia-Abzug aus Stadthagen verkündet?

In Stadthagen werden am heutigen Freitag schlechte Nachrichten erwartet. Aus gut informierten Kreisen in Wirtschaft und Politik ist zu hören, dass der französische Autozulieferer Faurecia den Abzug seiner Forschungs- und Entwicklungsabteilung bekanntgeben will. Dabei geht es um knapp 600 Mitarbeiter. Bereits am Mittwoch hatten die Schaumburger Nachrichten gemeldet, das Unternehmen plane einen Neubau in Hannover-Marienwerder. Die ursprünglichen Neubaupläne für Stadthagen liegen schon seit mindestens anderthalb Jahren auf Eis. Ursprünglich waren dort Investitionen von bis zu 35 Millionen Euro geplant. Das Land hatte immer wieder eine Förderung von zehn Prozent der Summe in Aussicht gestellt. „Wir erwarten zeitnah eine Entscheidung von Seiten des Konzerns“, sagte gestern Wirtschaftsminister Bernd Althusmann dem Politikjournal Rundblick. „Vor allem für die Beschäftigten ist es gut, wenn die bisherige Hängepartie endlich beendet ist und Klarheit herrscht, ob der Standort Stadthagen dauerhaft gestärkt wird.“ Die Entscheidung liege bei der französischen Konzernzentrale. Bis dahin blieben die Fördermittel des Landes gesichert.

Autozulieferer blockt Politik ab

In der Politik ist Unmut über den Autozulieferer zu hören. Dabei geht es zum einen um die lange Hängepartie. In der vergangenen Legislaturperiode hatte bereits der damalige Wirtschaftsminister Olaf Lies immer wieder versucht, mit dem Unternehmen über die Zukunft des Standortes in Stadthagen zu sprechen. Faurecia blockte allerdings mögliche Termine mehrmals ab. Auch in dieser Woche war aus dem Unternehmen bisher offiziell nichts über eine Entscheidung zu vernehmen. In der Landespolitik geht man allerdings davon aus, dass diese schon längst gefallen ist – zu Ungunsten des Standortes im Schaumburger Land. Zum anderen befürchten Beobachter, dass die Verlagerung Arbeitsplätze kosten wird. So soll am neuen Standort in Hannover die Zahl der neuen Arbeitsplätze geringer sein als die Zahl der Jobs, die in Stadthagen wegfallen. Die für Hannover fehlende Förderung des Landes könnte so mit den eingesparten Kosten bei den Mitarbeitern mehr als ausgeglichen werden. Zudem geht man im Schaumburger Land davon aus, dass der Abzug der Forschungs- und Entwicklungsabteilung nur ein erster Schritt ist. Langfristig werde wohl der gesamte Standort in Stadthagen mit seinen insgesamt 1100 Mitarbeitern vor dem Aus stehen, heißt es. Denn auch für die rund 500 vorerst verbleibenden Mitarbeiter aus Einkauf, IT, Produktion und Verwaltung müssten Gebäude vor Ort saniert werden. Das werde das Unternehmen voraussichtlich nicht mehr investieren. Nach Stadthagen wird auch Peine um den Faurecia-Standort zittern müssen. Denn auch von dort könnten mindestens Teile des Standortes nach Hannover verlagert werden.

Stadthagen ist deutscher Hauptsitz

Für den Standort Stadthagen hatte das Unternehmen seit dem Jahr 2005 bereits eine Förderung vom Land erhalten. Die jetzt bewilligten 3,5 Millionen Euro werde dagegen wohl jetzt in andere Projekte fließen. Stadthagen ist der deutsche Hauptsitz von Faurecia. Das Unternehmen ist der Teil der PSA-Gruppe, zu der die Automarken Peugeot, Citroën und Opel gehören. Weltweit beschäftigt Faurecia 110.000 Mitarbeiter, ein Zehntel arbeitet in Deutschland.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #75.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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