27. Sept. 2018 · 
Kolumne

Willkommen im Freistaat Niedersachsen

Liebe Niedersachsen, das Politik-Chaos in Berlin sorgt dafür, dass in Teilen der Landesregierung über einen Freistaat Niedersachsen nachgedacht wird, so hört man. Die Idee ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber es zeigt, dass es klammheimlich separatistische Gedanken in der Landeshauptstadt gibt. Niedersachsen, das norddeutsche Katalonien? In Niedersachsen machen wir keine halben Sachen, und das bedeutet: Wenn schon Freistaat, dann richtig. Also nicht der läppische Freistaat-Titel wie in Bayern, der inhaltlich bedeutungslos ist. Wir würden ohne Wenn und Aber in die Unabhängigkeit gehen. Niedersachsens Bundeskanzler Stephan Weil würde den EU-Beitritt verhandeln, Birgit Honé zu einer richtigen Außenministerin und Finanzminister Reinhold Hilbers müsste den Verbleib in der Euro-Zone verhandeln. Geht es schief, kommt der Niedersachsen-Taler. Kultusminister Grant Hendrik Tonne kann schon einmal an eigenen Lehrplänen werkeln und Hannover 96 sich auf Spiele gegen Eintracht Northeim, den Heeslinger SC und den MTV Wolfenbüttel vorbereiten – in der 1. Niedersächsischen Bundesliga. Damit das klar ist, lieber NDR: die Übertragungsrechte werden teuer. Ein netter Nebeneffekt wäre, dass wir mit dem Berliner Dieselgipfel erst einmal auch nichts mehr zu tun hätten. Im Zweifel würden wir uns unsere eigenen Regeln machen. Vermutlich würde VW-Chef Herbert Diess für die niedersächsische Bundesregierung ein Mobilitätskonzept erarbeiten. Mit der Luftqualität gäbe es in den Städten des Freistaats Niedersachsen dann kein Problem mehr – kein Wunder, für die Luftmessungen wäre eine VW-Software im Einsatz. Wenn Sie sich trotz der Freistaat-Pläne noch mit dem Dieselgipfel befassen wollen, finden Sie dazu hier den Kommentar und hier Fragen und Antworten zum Thema. https://soundcloud.com/user-385595761/dieselskandal-volkswagen-leidet-unter-vertrauensverlust-bei-mitarbeitern Ob es im Freistaat auch wieder eine Niedersachsenpartei gäbe? Neu wäre es nicht, schließlich wurde die Deutsche Partei 1945 als Niedersächsische Landespartei (NLP) neu gegründet. Die CDU müsste allerdings aufpassen, dass sie einen alten Fehler nicht wiederholt. 1951 trat sie in einem Bündnis mit der Deutschen Partei als Niederdeutsche Union an. Das Landtagswahl-Ergebnis war mit 23,8 Prozent aber eher überschaubar. Für Bernd Althusmann dürfte das also nicht der richtige Weg sein, um Stephan Weil als Bundeskanzler abzulösen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende im Freistaat Martin Brüning
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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