
Die Corona-Politik überlagert alles – auch die Arbeit des Landesschülerrates, der die Anliegen und Positionen der Schüler in der niedersächsischen Bildungspolitik vertreten soll. Vorsitzender dieses Gremiums ist der 19-jährige Gymnasiast Justus Scheper aus Nordhorn in der Grafschaft Bentheim. Im Interview mit Rundblick-Redakteur Niklas Kleinwächter schildert er die Besonderheiten der Arbeit seines Gremiums in Pandemie-Zeiten.
Rundblick: Herr Scheper, der Zeitpunkt, an dem wir uns hier treffen, ist Donnerstag um 13 Uhr. Müssten Sie da nicht eigentlich im Unterricht Ihrer Schule sitzen?
Scheper: Ja, stimmt schon. Aber für meine Arbeit im Landesschülerrat bekomme ich schon Freistellungen. Und weil ich volljährig bin, kann ich die dafür nötigen Entschuldigungen auch selbst schreiben. Aber ich achte schon darauf, dass der Schulunterricht bei diesem Ehrenamt nicht zu kurz kommt.
Rundblick: Kommt das denn oft vor, dass Sie wegen ihrer ehrenamtlichen Verpflichtungen im Schulunterricht fehlen?
Scheper: In jüngster Zeit weniger. Corona hat auch das verändert. Früher war es üblich, dass Sitzungen des Vorstandes vom Landesschülerrat unbedingt in Präsenz stattfinden mussten. Das war verbindlich vorgegeben. Inzwischen konzentrieren wir uns zwangsläufig auf Video-Konferenzen. Für mich ist das von großem Vorteil, denn ich wohne in Nordhorn in der Grafschaft Bentheim. Das ist von Hannover schon sehr, sehr weit weg.
Rundblick: Wie wird man überhaupt Landesschülersprecher? Dass man in einer Klasse Klassensprecher und in der Schule Schülersprecher wird, okay, das kann man sich vorstellen. Aber wie geht es weiter?
Scheper: Es war tatsächlich so, dass mein Weg als Schulsprecher begonnen hat. Dann musste auf der Kreisebene aus der Gruppe der Schülersprecher jemand ausgewählt werden. Und so war es dann auf höherer Ebene in Osnabrück und schließlich auf Landesebene.
Rundblick: Wie muss man sich das vorstellen, hat es auf den jeweiligen Ebenen heftige Konkurrenz gegeben – oder war es eher so, dass man froh war, wenn sich jemand gemeldet hat?
Scheper: Konkurrenz ist doch eher selten, zumindest auf höherer Ebene. Bei den Treffen der Schülersprecher aus den unterschiedlichen Bereichen ist es so, dass da Menschen zusammenkommen, die sich meistens nicht oder auf jeden Fall nicht gut kennen. Dann hängt bei der Wahl für bestimmte Gremien viel vom spontanen Eindruck ab, von der Sympathie, die jemand ausstrahlt. Was noch wesentlich ist für die Arbeit, ist die Fluktuation. Die Amtszeit von Schülervertretern ist häufig nicht sehr lang, da sie mit dem Ende der Schulzeit endet. Das bedeutet, dass sich die Teilnehmerzahl in vielen Gremien, etwa auf Bundesebene, im Laufe von anderthalb Jahren auch schnell ausdünnen kann.
Rundblick: Wie viel Arbeit bedeutet es eigentlich, Landesschülersprecher zu sein?
Scheper: Es sind drei bis vier Stunden am Wochenende, dann noch die Meetings, die – wie gesagt – in Corona-Zeiten häufig online laufen. Aber als Sprecher selbst hat man dann noch mehr Aufgaben, als wenn man lediglich Mitglied in der Schülervertretung wäre. Dann muss man auch ständig Mails sichten und darauf antworten, es melden sich auch viele Schüler, die etwas erklärt haben wollen.
Rundblick: Wie laufen die Treffen mit dem Kultusminister?
Scheper: Der Minister hat während der Corona-Zeit jede zweite Woche Konferenzen anberaumt, zu denen die verschiedenen Gruppen zusammengerufen wurden. Wir waren auch beteiligt. Minister Tonne hatte zwar angeboten, spezielle Probleme auch im direkten Gespräch zu klären. Aber wir hatten es vorgezogen, diese regelmäßigen Treffen zu nutzen. Immerhin ging es ja fast immer um Corona.
Rundblick: Wie haben Sie es als Schüler erlebt, diese Pandemie?
Scheper: Als sie ausbrach, dachte ich noch: Jetzt hat China uns erreicht – und ich habe gelächelt. Das Lächeln ist mir mittlerweile vergangenen. Ich empfinde es schon als befremdlich, wenn der Kumpel in der Klasse, der immer bestimmte Sprüche geliefert hat, plötzlich nicht mehr da ist und es heißt: Der hat Corona, der bleibt zwei Wochen weg. Das ist schon irgendwie seltsam – und belastend.
Rundblick: Wie stehen Sie zur Corona-Politik. Zählen Sie zum „Team Vorsicht“?
Scheper: Ja. Ich denke, die Gesundheitsämter sollten nach wie vor bemüht sein, sehr früh die Kontakte nachzuverfolgen. Auch Schulschließungen sollten kein Tabu sein, wenn das hilft, die Verbreitung einzudämmen. Bei den Luftfiltern ist sehr viel Zeit vergangen, inzwischen ist eine flächendeckende Ausrüstung der Schulen damit wohl zu spät.
Rundblick: Als Landesschülersprecher bekommen Sie die Landespolitik hautnah mit. Haben Sie Lust, nach Ende Ihrer Ausbildung in die Politik einzusteigen?
Scheper: Nicht sofort. Ich möchte nach dem Abitur erst einmal Betriebswirtschaftslehre studieren, danach im Beruf arbeiten. Und danach, irgendwann, kommt die Politik vielleicht in Betracht. Schauen wir mal.