Wie war das nochmal……mit dem Wolf?
Der Wolf ist zurück in Niedersachsen. Etwa seit 2007 breiten sich die Tiere im Land aus. Doch das gefällt nicht jedem. Ein Überblick über die Wolfsfreunde und -Kritiker:
Wie wird mit dem Wolf umgegangen?
Der frühere Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) hatte 2010 das Wolfsmonitoring eingeführt und die erste Wolfsberaterin unter der Federführung der Landesjägerschaft ernannt. Der jetzige Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) hat die Beobachtungsmaßnahmen um die „Richtlinie Wolf“ erweitert, in der die Hilfe bei Schäden durch Wölfe geregelt sind. Nutztierhalter in Wolfsgebieten, deren Tiere der Wolf angefallen und verletzt oder getötet hat, können nun Schadensersatz geltend machen. Zudem gibt das Land Geld für die Prävention wie das Aufstellen wolfssicherer Zäune und die Anschaffung von Herdenschutzhunden.Um die Öffentlichkeit und die Landwirte über den Wolf aufzuklären und Ängste zu nehmen, gibt es die rund 130 ehrenamtlichen Wolfsberater.
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Im Sommer 2015 richtet das Ministerium zudem ein Wolfsbüro beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ein. Es soll die Meldungen über Nutztierrisse auswerten, den Schadensersatz auszahlen, die Beratung verstärken und die Anträge auf Förderung der Präventionsmaßnahmen bearbeiten. Hier werden auch die Wolfsrudel beobachtet. Die ersten Tiere werden mit Sendern ausgestattet, um noch mehr Informationen über ihr Verhalten zu sammeln.
Die Konfliktlinien
Die CDU bemängelt, dass außer Förderungsmaßnahmen für Zäune und einem geringen Schadensersatz für gerissene Tiere wenig Hilfe für die Landwirte angeboten werde. Sie fordern, Wölfe schneller zu vergrämen, also sie etwa mit Gummigeschossen zu vertreiben. Schon Wölfe, die sich nur in der Nähe von Menschen aufhalten, sollen vergrämt werden dürfen. Zudem reichten Zäune nicht aus, da der Wolf etwa Schaf- und Rinderherden dermaßen in Panik versetzen könnte, dass diese bei ihrer Flucht die Zäune einfach niederrissen.
Ein Wolf muss als auffällig bekannt sein, um über seine „Entnahme“, das heißt, Tötung oder Gefangennahme, nachzudenken. Doch es ist streng geregelt, was auffällig bedeutet. Es muss für Wölfe untypisch sein. Nur weil sich ein Wolf hin und wieder Menschen nähert, ist er nach Ansicht des Ministeriums nicht auffällig. Ebenso, wenn er unverhältnismäßig viele Nutztiere reißt.
Die Weidetierhalter fordern einen strengeren Umgang mit dem Wolf. Die Landesregierung soll sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass der Wolf nicht mehr als streng geschütztes Tier gilt und in Ausnahmefällen gejagt werden darf. Vor allem dann wenn er immer wieder Nutztiere reißt. Zudem wollen sie einen „Masterplan Wolf“, der konkret vorgibt, wo sich Wölfe im Land aufhalten dürfen und wo nicht.
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Die FDP fordert immer wieder die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht. Da die Zahl der Wölfe weiter steige, müsse man irgendwann regulierend eingreifen. Denn der Wolf sei extrem anpassungsfähig und habe keine natürlichen Feinde. Das Umweltministerium lehnt eine Aufnahme ins Jadgrecht ab, denn der Wolf gehört zu den geschützten Wildtieren und darf nicht gejagt werden. Sollte ein Wolf auffällig werden, darf eine Ausnahme vom Tötungsverbot gemacht und das Tier erschossen werden.
Wann darf man einen Wolf vergrämen? Anfang 2016 fordern die Grünen, dass mehrere Experten ein auffälliges Verhalten bescheinigen müssen, bevor ein Wolf mit Gummigeschossen verjagt werden darf. Außerdem muss das Wolfsbüro der Bundesregierung zustimmen. Bleibt ein Wolf in der Nähe von Menschen, obwohl er mit Stöcken oder Steinen beworfen und angeschrien wurde, ist das noch nicht ausreichend.
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Will ein Landwirt eine Ausgleichzahlung, so muss ein DNA-Test zunächst belegen, dass wirklich ein Wolf für den Tod des Tieres verantwortlich ist. Die Opposition kritisiert, dass das oft sehr lange dauert, bis der Test ausgewertet ist. Die FDP fordert deshalb, auch das Gutachten von ausgewiesenen Rissexperten als Nachweis anzuerkennen. Das Umweltministerium geht darauf ein und verspricht eine Beschleunigung des Verfahrens, indem Veterinäre die gerissenen Tiere untersuchen. Der DNA-Nachweis bleibt aber Pflicht.
Begegnungen mit dem Wolf
Der Soldat und die Wolfswelpen
Im Herbst 2012 wird ein Zwischenfall publik, der besonders Spaziergänger ins Grübeln bringt. Ein junger Soldat ist nachts auf dem Truppenübungsplatz unterwegs. Er absolviert allein einen Orientierungsmarsch, erst später soll er wieder mit Kameraden zusammentreffen. Mitten im Wald bemerkt er plötzlich, dass ihm drei junge Wölfe in einigen Metern Entfernung folgen. Er bleibt stehen – die Wölfe auch. Er geht weiter – die Wölfe auch. Der Soldat klettert auf einen Beobachtungsturm, um sie abzuschütteln, doch einer der Welpen kommt sogar bis an die Leiter. Erst als der Soldat nach ihm tritt, zieht er sich zurück. Doch auch dann verfolgen die Tiere ihn noch. Erst als der Soldat auf seine Kameraden trifft, ziehen sie sich zurück und verschwinden in der Nacht.
Der Waldkindergarten
Im Landkreis Vechta nehmen im Winter 2015 die Nutztierrisse zu. Auch in der Gemeinde Goldenstedt wird der CDU-Bürgermeister Willibald Meyer unruhig. Denn in Goldenstedt gibt es einen Waldkindergarten – und einen Wolf, der immer wieder in der Gegend gesichtet wird. Meyer schreibt an das Umweltministerium und will wissen, wie er den Kindergarten gegen Übergriffe des Wolfs schützen lassen kann. Kurz vorher hatte das Ministerium bestätigt, dass die Region nun offiziell „Wolfsland“ ist. Mit DNA-Proben werde immer öfter nachgewiesen, dass ein bestimmter Wolf in der Gegend Nutztiere gerissen habe. Eine Schließung des Kindergartens wird überlegt, aber wieder verworfen. Das Ministerium antwortet Meyer, die Sicherheit der Kinder habe höchste Priorität. Sollte der Wolf auffällig werden, werde man handeln. Doch der Wolf verhalte sich derzeit normal. Der Rat des Ministeriums: Die Gemeinde solle einen Elektrozaun um den Kindergarten herum aufstellen.
Kurti oder Problemwolf MT6
Im März 2015 macht ein Wolf im Raum Oldenburg Schlagzeilen. Immer wieder läuft er durch Dörfer, scheinbar ohne Angst vor den dort lebenden Menschen zu haben. Der Plan ist zunächst, das Tier bei der nächsten Sichtung zu betäuben, einzufangen und mit einem Sender wieder in die Freiheit zu entlassen. Anschließend soll mit Gummigeschossen auf den jungen Wolf geschossen werden, damit er lernt, sich von Menschen fernzuhalten. Doch das hat wenig Erfolg. Der Wolf mit dem Sender MT6, der in sozialen Netzwerken als „Kurti“ bekannt wird, lässt sich nicht vertreiben. Nachdem er im April bei Spaziergängern am Rande des Truppenübungsplatzes Munster in der Lüneburger Heide sehr zutraulich wurde, entschied Umweltminister Wenzel, der Wolf müsste nun doch aus der freien Wildbahn „entnommen“ werden. Er solle betäubt und dann ins Wisentgehege nach Springe gebracht werden. Doch daraus wird nichts. Experten sind sich einig, dass das weder gut für Kurti, noch für die Wölfe im Gehege wäre. Am Ende wird Kurti erschossen.
Die Goldenstedter Wölfin
Dem Waldkindergarten ist die Wölfin zwar bisher ferngeblieben, dafür interessiert sie sich seit Jahren sehr für die Nutztiere in der Region. Über 200 Schafe und Rinder soll sie bereits gerissen haben, mehr als jeder andere Wolf in Niedersachsen. Doch nicht alle Risse sind ihr auch nachzuweisen. Immer wieder fordern FDP und CDU seitdem, die Wölfin zu erschießen, weil sie massiven Schaden anrichtet. Das Ministerium will davon jedoch nichts wissen, es seien noch nicht alle Möglichkeiten zum Schutz ausgeschöpft. Vor allem „bediene“ sich die Wölfin immer auf den Weiden, die nicht ausreichend geschützt seien.