Ein Revier ist besonders betroffen
Besonders hart getroffen hat es das Revier Westerhof im Süden Niedersachsens in der Nähe von Northeim. Von den knapp 2300 Hektar Wald liegen dort aktuell 250 bis 300 Hektar brach, berichtet von Waldthausen. Etwas geringer seien die Schäden in der ein Stück weiter nördlich gelegenen Klosterrevierförsterei Lamspringe ausgefallen, dort seien nur 60 bis 70 Hektar betroffen. Von Waldthausen vergleicht den Zustand des Reviers Westerhof mit einem kranken Verwandten. „Wenn Sie jemanden hatten, der schon krank war, erwischt es den beim nächsten Mal noch viel härter“, sagt er. Westerhof sei bereits 2007 vom Orkan Kyrill schwer getroffen worden. Genau elf Jahre später kam dann der Orkan Friederike, da hatte sich der Forst gerade wieder erholt, er sei „auf dem besten Weg“ gewesen, sich wieder zu regenerieren. „Jetzt ist der Schaden aber noch viel größer“, sagt von Waldthausen.
Niedersachsens zweitgrößter Forstbetrieb
Die Klosterforsten sind Niedersachsens zweitgrößter Forstbetrieb, direkt nach den Landesforsten. Aus den Erträgen aus der nachhaltigen Bewirtschaftung der früheren Klosterwälder finanziert die Klosterkammer als eine Sonderbehörde des Landes Niedersachsen die Unterhaltung von Baudenkmälern, Kirchen und Klöstern – etwa die Lüneburger Klöster samt der Sankt Michaelis-Klosterkirche in Lüneburg . Darüber hinaus fördert die Klosterkammer, die vier öffentlich-rechtliche Stiftungen verwaltet, pro Jahr um die 300 Projekte. Der Klosterkammerforstbetrieb, den Constantin von Waldthausen leitet, bewirtschaftet insgesamt rund 25.000 Hektar Wald in elf niedersächsischen Fort-Revieren. Die Dienstleistungstochter Klosterforsten-Management GmbH bewirtschaftet weitere 1.600 Hektar Fläche des Stiftsforstbetriebs Ilfeld in Thüringen. In den Klosterforsten stehen vorrangig Kiefern und Fichten, das Revier Westerhof war so etwas wie das Nadelholz-Schmuckkästchen der Republik. Es sei „bekannt für seine hervorragende Nadelholzqualität“, sagt der Klosterforsten-Chef.Wenn der Laie den Borkenkäfer erkennt, ist es schon zu spät
Nach dem Orkan Friederike lagen die Bäume aber wie Mikado-Stäbe herum, nur deutlich in einer Hauptrichtung gekämmt, beschreibt von Waldthausen das Bild im Januar 2018. Im vergangenen Jahr habe man die Fläche aufgeräumt. Ein paar Reste vom Holz liegen noch herum, aber nicht mehr viel. Die Bäume, die noch standen, werden dann aber jetzt stark vom Borkenkäfer befallen. „Bei den Bäumen, die schon braun sind in der Krone, da ist schon alles passiert. Uns bereiten die Bäume Sorgen, die noch gut aussehen – dort ist der Schaden womöglich nur noch nicht zu erkennen.“ [caption id="attachment_43780" align="alignnone" width="780"]
Großbetriebe haben jetzt einige Vorteile
„Es geht uns nicht besser als den anderen“, sagt von Waldthausen. Und doch haben die Klosterforsten als Großbetrieb strategische Vorteile, um mit den Herausforderungen deutlich besser umzugehen. Zunächst liegen die elf niedersächsischen Reviere der Klosterforsten verstreut im Nord- und Südosten des Landes: drei im Norden zwischen Soltau und Lüneburg, zwei zwischen Uelzen und Celle, drei westlich von Hannover, drei zwischen Hildesheim und Northeim. Da sich der Schaden in den meisten Revieren in Grenzen hielt, konnten die Klosterforsten Mitarbeiter aus allen Revieren zielgerichtet in Westerhof einsetzen. „Es war ein großer Vorteil, dass die Schäden in der Lüneburger Heide geringer sind“, sagt von Waldthausen. Das liege auch an der ungewohnten langen Trockenheit für die Bäume im Süden, die weitaus günstiger für die Baumschädlinge war, als im Norden. Außerdem seien die Klosterforsten „sehr stark in der Holzvermarktung“, sagt von Waldthausen. Kleine und mittlere Privatbetriebe hingegen seien „hoffnungslos überfordert“. Denen fehlten nun wegen der ausbleibenden Erträge oftmals die Einnahmen, die Ernte vorzufinanzieren.Die Förderung der Klosterkammer stagniert
Für die Klosterkammer seien die finanziellen Verluste aus dem Forstbetrieb spürbar, aber nicht dramatisch, sagt Kammerdirektor Andreas Hesse im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Die Erträge aus den Klosterforsten machten rund ein Viertel des gesamten Umsatzes aus, also 10 von insgesamt 40 Millionen Euro. „Die Verluste schlagen nicht voll durch, an der Aufwandsseite werden wir aber kürzen müssen, um das kompensieren zu können“, sagt Hesse.Lesen Sie auch: CDU fordert Saatgut-Offensive zur Wiederaufforstung der Wälder Holger Buschmann fordert neue Waldförderpolitik
Ein Großteil der Aufwendungen der Klosterkammer seien nicht disponibel. So müssen die Baudenkmäler, Kirchen und Klöster weiter unterhalten werden. Bei den Zuwendungen allerdings wird sich der Einnahmenverlust aus dem Forstbetrieb bemerkbar machen. „Wir müssen nun strenger auf die Ansätze schauen, aber es besteht keine existenzielle Gefahr. Dafür ist das Stiftungsvermögen zu groß“, sagt Hesse. Trotz der Borkenkäferschäden wird es der Klosterkammer wohl gelingen, den Status Quo auch bei ihren Förderungen zu erhalten. Was jedoch ausbleiben werde, sei der Inflationsausgleich, den die Klosterkammer seit 2013 vornimmt, erklärt Hesse. Seit 2013 wurde die Gesamt-Fördersumme von 3 Millionen Euro jährlich etwa um die Inflationsrate angehoben, bis zuletzt auf 3,56 Millionen Euro in 2017. Im kommenden Jahr werde es diese Erhöhung nicht geben.