Die Schauspielerin Demi Moore merkte einmal an, dass es beim Flirten darauf ankomme, eher die Notbremse zu ziehen als die Konsequenzen. Der Bund flirtet gerade so heftig mit massiven Grundrechtseinschränkungen, dass das Ziehen der demokratischen und förderalen Notbremse schon jetzt angebracht wäre. Sollte der Bund damit durchkommen, sollte man auf die Kanzleramts-Notbremse zumindest wie in Zügen üblich fett „Missbrauch strafbar“ schreiben.

Niemand vereint Saulus und Paulus dabei besser in einer Person als Markus Söder. Während der Ministerpräsident kürzlich noch Terminshopping auch bei Inzidenzwerten von über 100 in Bayern möglich machte, ist er zeitgleich der Meinung, der Bund müsse die Sache mit der Notbremse jetzt mal knallhart bundesweit regeln. Mir san mir – aber nur wenn’s gerade mal passt.
Nun soll also der Bund ran und auf die Arbeit der Bundesregierung passt zufälligerweise perfekt ein Zitat von Tante Käthe alias Rudi Völler, der heute 61 Jahre alt wird: „Ich habe versucht, den Spielern das Gefühl zu geben, dass sie Fehler machen dürfen. Das haben sie bis auf wenige Ausnahmen gut gemacht.“
Ein Pro & Contra zum Thema Bundesinfektionsschutzgesetz lesen Sie heute bei uns.
Derweil gilt immer noch: Wer schon mit Vollgas gegen die Wand gefahren ist, braucht auch keine Notbremse mehr. Das kann man auf die Pflegepolitik der vergangenen Jahre anwenden, die eine riesige Personallücke zum Beispiele in den Krankenhäusern zur Folge hat.
David Matrai, Verdi-Fachbereichsleiter für Gesundheit im Land, stellte am Montag fest, dass allein in Niedersachsen schätzungsweise 8000 Pflegekräfte in den Krankenhäusern fehlten. Da hilft keine Bremse mehr, sondern nur noch der Tritt auf Einstellungs-Gaspedal.
Mehr Personal hätte in mancher Schule gestern zum Start nach den Osterferien vielleicht geholfen, in vielen Fällen aber vor allem eine bessere Organisation oder mehr Testkits. Der Schulleitungsverband bemängelte chaotische Verhältnisse, wobei man nicht immer genau sagen kann, ob am Chaos der Kultusminister, die örtliche Schulbehörde oder doch die Schulleitung selbst schuld war. Im Zweifel hat wieder einmal Rudi Völler recht: „Wie so oft liegt auch hier die Mitte in der Wahrheit.“
Starten Sie nun fröhlich in diesem Dienstag, aber setzen Sie die Ziele vielleicht nicht zu hoch. Denken Sie immer daran: Brasilianische Spielweise mit Füßen aus Malta – das geht eben nicht.
Ihnen einen schönen Tag
Martin Brüning