Wer Wölfe füttert und anlockt, soll künftig dafür belangt werden können
Das Umweltministerium will künftig das Füttern von Wölfen verbieten und mit einem Bußgeld belegen. Auch wenn Menschen Wölfen nachstellen, etwa, damit sie ein besseres Foto von ihnen schießen können, könnten sie dafür belangt werden. An einer entsprechenden Verordnung werde derzeit gearbeitet, sagte Verena Harms, stellvertretende Leiterin des Wolfsbüros, in einer Diskussionsveranstaltung. Das Wolfsbüro ist dem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Küstenschutz (NLWKN) nachgeordnet. Das Umweltministerium bestätigte gegenüber dem Rundblick die Arbeit an einer entsprechenden Verordnung. „Wölfe sind von Natur aus scheu“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. Allerdings berichteten die unteren Naturschutzbehörden immer wieder, dass Menschen gezielt versuchen, Wölfen nahezukommen. „Sie suchen zum Beispiel Plätze auf, an denen sich vor allem Welpen aufhalten, und ködern Wölfe mit Futter, um sie fotografieren oder möglicherweise sogar anfassen zu können“, sagt die Sprecherin. Das habe allerdings zur Folge, dass gerade junge Wölfe ihre Scheu verlieren und eine Erwartungshaltung gegenüber Menschen entwickeln, von ihnen gefüttert zu werden. „Mit der neuen Verordnung, die noch in diesem Jahr in Kraft treten soll, wollen wir den Naturschutzbehörden ein Mittel an die Hand geben, um auf das Fehlverhalten reagieren zu können und eine Gewöhnung der Tiere an den Menschen zu verhindern.“
Auch Verena Harms ist, wie sie in der Veranstaltung erklärte, das Verhalten einiger Tierfreunde ein Dorn im Auge. „Wir raten dringend davon ab, Wölfen hinterherzugehen oder ihnen gar Futter anzubieten.“ Was daraus folge, zeige das Beispiel des Wolfsrüden MT6, auch „Kurti“ genannt. Er gehörte zu einem Rudel, das auf dem Truppenübungsplatz in Munster lebt. Es ist davon auszugehen, dass Soldaten die Wölfe angelockt haben, denn das Rudel und vor allem Kurti suchten später immer wieder die Nähe von Menschen. Kurti verfolgte Spaziergänger und kam den Menschen in Ortschaften sehr nahe. Weil das Risiko, dass Kurti einen Menschen angreifen und verletzen könnte, zu groß war, ließ der damalige Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) das Tier töten.
Angst vor Raubtieren ist angeboren
Bei den meisten Menschen dominiert jedoch die Furcht vor dem Wolf über die Neugier. „Das ist ein typisches Verhalten, die Angst vor Raubtieren wie Wölfen ist angeboren und wird seit der Steinzeit vererbt“, erklärt der Psychiater Professor Borwin Bandelow. Denn die jetzt lebenden Menschen stammten schließlich von denen ab, die den Wolf gefürchtet haben. „Diejenigen, die damals keine Angst vor Wölfen oder anderen Gefahren hatten, haben nicht überlebt und keine Nachkommen gehabt.“ Heutzutage werde der Mensch deshalb mit einer Palette an Urängsten geboren, ungeachtet dessen, ob die Angst noch gerechtfertigt ist. „In der Steinzeit gab es Spinnen, die waren so groß wie eine halbe Familienpizza. Wenn die zubissen, war es aus“, sagt Bandelow. Dass die heutigen Spinnen vor allem in Mitteleuropa gerade so auf eine Handfläche passen, hatte auf die Gene keinen Einfluss. Auch der Wolf wurde deshalb immer gefürchtet, obwohl er mehr nahezu 200 Jahre lang in Deutschland ausgestorben war.
Angst lässt nach, wenn man regelmäßig mit ihr konfrontiert wird
Wie aber geht man jetzt mit der Angst vorm Wolf um, wo das Tier einem wieder begegnen kann? Diese Angst treibe derzeit vor allem Spaziergänger und Eltern von kleinen Kindern um. Am besten begegne man der Angst durch Konfrontation, sagt Bandelow. Denn das instinktive Angstsystem könne auch trainiert werden. „Damit meine ich nicht, dass Sie jetzt den Wölfen hinterherlaufen sollen. Aber wenn man regelmäßig im Wald spazieren geht, obwohl man weiß, dass es da Wölfe gibt, und nichts passiert, dann lässt die Angst nach.“ Friederike Gethöffer, Wissenschaftlerin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, hält das jedoch noch nicht für ausreichend. „In der ganzen Situation helfen vor allem Fakten. Wenn man weiß, dass der Wolf ein scheues Tier ist, das man mit lautem Rufen und Sich-groß-machen verjagen kann, dann hilft das auch, die eigene Angst kleinzuhalten“, sagt sie.
Weidetierhaltern hilft sicherer Zaun
Angst haben jedoch auch die Weidetierhalter, und zwar um ihr Vieh. Hier helfen nach Meinung der Experten nur wolfssichere Zäune und ein Herdenhund. Und eine hundertprozentige Sicherheit gebe es ohnehin nicht. „Es ist verständlich, dass jemand, der von der Weidetierhaltung lebt, nicht morgens auf die Weide kommen und alle Tiere tot auffinden will“, sagt Verena Harms. Aber wenn der Halter wolfssichere Zäune hatte, würde ihm der Schaden zumindest ersetzt. „Bei Rindern sogar ohne wolfssicheren Zaun, denn die Tiere gelten als wehrhafter aus etwa Schafe“, sagt Harms.