6. Apr. 2017 · 
Kommentar

Wer übt Druck aus auf die Nord/LB?

Darum geht es: Der weltweite Schiffsmarkt erholt sich nicht, und die Nord/LB bekommt das gleich doppelt zu spüren. Sie hatte sich selbst dort engagiert und muss nun hohe Abschreibungen leisten. Außerdem hat sie die Bremer Landesbank (BLB) übernommen – und deren Probleme mit Schiffsfinanzierungen sind größer als bisher vermutet. Das sind keine guten Nachrichten für die Norddeutsche Landesbank, doch sie versucht mit einem strikten Sanierungskurs durch die Krise zu segeln. Ein Kommentar von Klaus Wallbaum.   Im neunten Jahr der weltweiten Schiffskrise tritt Thomas Bürkle, der Vorstandsvorsitzende der Nord/LB, vor die Presse und zeigt sich optimistisch: Es sei „die Priorität Nummer eins des Vorstandes, die Krise aus eigener Kraft zu meistern und die Kapitalquote nachhaltig stabil zu halten“. Mit anderen Worten: Einen staatlichen Hilfsfonds möchte die Nord/LB nicht beanspruchen, wohlwissend, dann einen Teil der eigenen Autonomie abgeben zu müssen. Und falls die Eigentümer, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und die Sparkassenverbände, Geld nachschießen müssten, würde wohl auch das ein EU-Beihilfeverfahren in Gang setzen – ebenfalls verknüpft mit dem Risiko eines Verlustes an Entscheidungsfreiheit. Also setzt die Nord/LB unter Bürkles Führung auf einen Sanierungs- und Konsolidierungskurs: Zug um Zug zieht sie sich aus dem Schiffsmarkt zurück, parallel werden andere Felder verstärkt, etwa Investitionen in die Energie-Infrastruktur („da spielen wir in Europa und Nordamerika schon in der Champions League“) oder im Flugzeuggeschäft. Aber große Sprünge leistet sich die Bank nicht, sie fährt auf Sicht und agiert vorsichtig. Lesen Sie auch:   Das passt zu Bürkle, der aus dem Bereich Risikocontrolling kommt, und das passt wohl auch überhaupt gut in die Zeit. Denn die aktuellen Nachrichten aus Bremen sind alles andere als angenehm. Die roten Zahlen bei den Schiffsfinanzierungen, die viel größer sind als bisher vermutet, verhageln der Nord/LB ihre Bilanz und verursachen den Verlust von 1,9 Milliarden Euro für 2016. Dass Bürkle sagt, Ende 2017 vermutlich sogar mit einem Plus dazustehen, klingt nur dann realistisch, wenn er seinen Sanierungskurs konsequent umsetzt. Das heißt: Die Fusion mit der BLB muss von Personalabbau begleitet sein, wobei Bürkle betriebsbedingte Kündigungen zwar nicht ausgeschlossen hat, diese aber möglichst vermeiden will. Der Aufbau der Bank soll vereinfacht werden, doppelte Strukturen sollen verschwinden. „Wir sehen es als Chance, uns effizienter aufzustellen.“ Die Träger der Nord/LB, hat der Vorstand da wohl auf seiner Seite. In Hannover stehen Finanzminister Peter-Jürgen Schneider, der CDU-Finanzexperte Reinhold Hilbers und auch Sparkassen-Präsident Thomas Mang erkennbar auf Bürkles Seite. Aber auf nationaler Ebene weht ein rauer Wind – und gerade weil die Nord/LB trotz ihrer Probleme mit den Schiffskrediten gut aufgestellt ist, werden an sie auch Erwartungen gerichtet. Sie wäre, global betrachtet, der ideale Übernehmer und damit Retter der angeschlagenen HSH Nordbank, die dringend einen neuen Finanzier braucht. Besonders Hamburg und Schleswig-Holstein haben ein Interesse an einem potenten Käufer für die HSH, da dann ihre Bürgschaften nicht fällig würden, und auch den Sparkassen wird das unterstellt, denn unter Umständen würde der Sparkassen-Haftungsverbund beansprucht werden müssen. Auch in der Bundesregierung, so wird vermutet, können sich viele den Aufstieg der Nord/LB zu einer echten Nord/LB (einschließlich Hamburg und Schleswig-Holstein) vorstellen – und langfristig könnte eine auch räumlich vergrößerte Landesbank für ganz Norddeutschland am Markt anders auftreten. Kurzfristig jedoch wäre dieser Schritt hochriskant für die Nord/LB, zumal die HSH auf genau ihrem Feld, den Schiffsfinanzierungen, aktiv gewesen ist. Man würde sich also die Probleme, die man gerade im Begriff ist zu lösen, in noch größerer Form wieder an Bord holen. Lohnt sich also zum Zwecke einer bundesweit erwünschten Neuordnung der Landesbankenlandschaft ein Himmelfahrtskommando, das am Ende die Nord/LB wieder in neue, noch ungeahnte Schwierigkeiten stürzen könnte? Sicher nicht. Bürkle hat gestern betont, die Nord/LB habe „kein Interesse“ an der HSH. Außerdem sagte er: „Eine Übernahme der HSH kommt nicht in Frage.“ Jenseits einer Übernahme kämen aber noch andere Verbindungen in Betracht. Ob am Ende hier die Politik aus Berlin ihren Einfluss geltend macht? „Ich spüre keinen politischen Druck in dieser Frage“, betonte der Nord/LB-Chef gestern. Hoffentlich bleibt das auch künftig so.   Mail an den Autor dieses Kommentars
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #67.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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