23. Nov. 2020 · 
Inneres

Weil und Honé wollen den Regionen neue Hilfen geben

Fünf Jahre ist es nun her, dass die damals noch junge rot-grüne Landesregierung das sogenannte „Südniedersachsen-Programm“ ins Leben rief. Zu einer Art Festakt trafen sich wichtige Akteure jetzt im PS-Speicher in Einbeck, um diesen Weg als Erfolg zu feiern und gleichzeitig den nächsten Schritt anzukündigen. In Zukunft wolle das Land auch in allen anderen Regionen Hilfestellungen geben, wenn Landkreise gemeinsam mit benachbarten Kreisen oder kreisfreien Städten versuchen, in einem gemeinsamen Kraftakt mit regionalen Unternehmen und Hochschuleinrichtungen konkrete Projekte anzuschieben. „Es nicht so sehr darum, neue Förderprogramme aufzulegen. Viel hilfreicher ist es manchmal, den Durchblick durch vorhandene Programme zu erleichtern“, sagte die Ministerin für regionale Entwicklung, Bundes- und Europaangelegenheiten, Birgit Honé (SPD). Das Interesse sei landesweit groß, auf ihrem Schreibtisch würden sich bereits die ersten Anfragen stapeln. „Wichtig ist nur: Es muss sich um Vorhaben handeln, die die Grenzen eines Landkreises übersteigen“, betonte die Ministerin.
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Das neue Programm der Landesregierung, das sich hinter dem Namen „Regionalstrategie 2025“ verbirgt und in der ersten Präsentation in Einbeck noch wenig konkret wirkte, besteht vor allem wohl aus koordinierender Hilfe für die Kommunen. Dies ist aber nicht allgemein gemeint, sondern soll sich auf konkrete Vorhaben beziehen. Dass vom Land dafür ein eigenes Förderprogramm aufgelegt wird, erscheint angesichts der Corona-bedingten Rekordverschuldung als wenig wahrscheinlich – zumindest dann, wenn die Landesregierung auch künftig das Gebot der Schuldenbegrenzung achtet. Auffällig war bei der Präsentation der neuen Idee am vergangenen Freitag, dass von den vier Vertretern auf dem Podium drei hochrangige SPD-Politiker waren, nämlich neben Honé noch Ministerpräsident Stephan Weil und der Landrat von Göttingen, Bernhard Reuter. Der vierte Vertreter war Prof. Hans-Georg Näder, Chef der Otto-Bock-Firmengruppe in Duderstadt. In den fünf Jahren des Südniedersachsen-Programms gab es insgesamt 40 regional bedeutsame Projekte, für die gezielt eine Kooperation von Kommunalpolitik, regionaler Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt und gepflegt wurde – es ging um Mobilität, Steigerung des Tourismus, stärkeren Austausch der Wissenschaft und Stärkung der Daseinsvorsorge. Begleitend von einer boomenden Konjunktur, die sich nicht nur hier zeigte, erlebte Südniedersachsen in diesen Jahren einen Aufschwung – wie fast alle übrigen Regionen ebenfalls.
Neid ist die ehrlichste Form der Anerkennung.
Weil erklärte, 2012 sei in den Kreisen Göttingen, Goslar, Northeim und Holzminden noch „wenig Zuversicht und wenig Zukunftsorientierung“ spürbar gewesen, das habe sich dann extrem geändert. Aus dem Gegeneinander sei ein Miteinander geworden. Reuter zitierte eine Studie des Instituts der Wirtschaft, wonach der südniedersächsische Raum zu den zwölf deutschen „Aufsteigerregionen“ zähle. Die Akteure hätten in den fünf Jahren gelernt „zusammenzuarbeiten“. Weil erklärte, andere Regionen hätten 2013 „mit Neid“ auf die Tatsache reagiert, dass seine neue Landesregierung ihren Fokus auf den Süden ausrichtete. „Neid ist die ehrlichste Form der Anerkennung“, sagte Reuter dazu. Weil meinte, der West-Harz sei inzwischen wieder zu einer Touristen-Attraktion geworden. Zum Erfolgsgeheimnis sagte Honé: „Wir müssen in großen Maßstäben denken.“ Dass das Land über fünf Jahre in Südniedersachsen 110 Millionen Euro investiert habe, die als Hebel für neue Investitionen gewirkt hätten, sei gar nicht mal das Entscheidende. „Entscheidend ist, dass eine gute Kooperation entstanden ist.“ Die schon 2004 gegründete Südniedersachsen-Stiftung, die noch vor dem Landes-Programm diese Ziele verfolgte, wird künftig die Arbeit weiter begleiten, das Büro des Landes stehe weiter als Ansprechpartner bereit. Prof. Näder erwähnte die Vorhaben, die für Südniedersachsen künftig wichtig sind – mit Sartorius, KWS Einbeck, Symrise Holzminden und Otto Bock seien starke Unternehmen vorhanden, die Kooperation mit der Universitätsmedizin Göttingen, der Uni Clausthal und der HAWK biete sich an, die Gesundheitswirtschaft könne ein wichtiges Feld der Zukunft sein. Auch für die Zukunft der Arbeitswelt könne man Weichen stellen. Wenn 40 Prozent der Arbeitnehmer per Home-Office tätig würden, habe das Folgen für die Angebote von Wohnen, Arbeiten, Freizeitgestaltung und Weiterbildung. Daneben bestehe der Fachkräftemangel, beides könne gedanklich miteinander verbunden werden.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #210.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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