Warum nicht einmal Michel Houellebecq immer recht hat
Liebe Niedersachsen,
Goslar ist bekanntlich immer eine Reise wert, erst recht, wenn Sigmar Gabriel dort einen Auftritt hat. Das dachte sich auch mein Kollege Klaus Wallbaum und fuhr am Freitag ins Goslarer Berufsförderungswerk, wo Gabriel vor rund 130 Genossen der SPD die Leviten las. Die Partei habe den Kontakt zu den Lagerarbeitern und Gabelstaplerfahrern verloren, sagte er. Das müsste gar nicht so schlimm sein, schließlich wird es durch die Digitalisierung immer weniger Lagerarbeiter und Gabelstaplerfahrer geben. Schwierig ist allerdings, dass die SPD auch nicht so richtig in der Lage ist, zu anderen Gruppen den Kontakt aufzubauen. Die schüchterne SPD mit den roten Bäckchen muss also erst einmal ihre Hemmungen überwinden. Anderseits sind Schüchterne gute Zuhörer – und das ist ja auch schon mal etwas…
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Homo homini lupus, der Mensch ist des Menschen Wolf: Dieser Grundsatz der SPD-Spitze gilt nicht in Winsen im Landkreis Celle. Dort machen sich die Bewohner gerade weniger Gedanken um Menschen als vielmehr um Wölfe, wie meine Kollegin Isabel Christian bei einer Veranstaltung im Winsener Bürgerhaus herausgefunden hat. Wie sicher sind die Kita-Kinder bei der Wald-Erkundung? Das war eine der typischen Fragen an die Vertreter des Umweltministeriums, die keinen leichten Abend hatten. Der Umgang der Exekutive mit dem Wolf zeigt übrigens, dass der Autor Michel Houellebecq eben doch nicht immer recht hat. „Nichts ist dem Menschen nützlicher als der Mensch selbst", hat er in seinem Buch „Plattform“ geschrieben. Stimmt leider nicht immer. Houellebecq wird heute 62. Happy Birthday!
Erst bringt man den Reformationstag ins Spiel. Danach gibt es einen „ergebnisoffenen Diskussions- und Konsultationsprozess“, wie man es im Koalitionsvertrag versprochen hat, und dann wird es am Ende der Reformationstag. So ungefähr dürfte das mit dem neuen Feiertag in Niedersachsen wohl laufen. Das Problem dabei ist, dass hier eigentlich gar nichts so richtig ergebnisoffen ist. Es ist nicht einmal ein Diskussionsprozess. Unter einer „breiten öffentlichen Debatte“ versteht das breite Bündnis der Groko vermutlich, wenn man sich untereinander abstimmt – die Breiko führt einen ergebnisoffenen Diskussions- und Konsultationsprozess mit sich selbst. Darum geht es heute in unserem Kommentar – klare Leseempfehlung.
Ich wünsche Ihnen einen ergebnisoffenen Wochenstart
Martin Brüning