Städte und Schausteller warten auf den Weihnachtsmarkt-Plan
Weihnachten kommt bekanntlich immer ganz überraschend. Doch in diesem Jahr, immerhin dem zweiten Jahr mit Pandemie, wollte die Landesregierung zumindest dem Advent mit etwas mehr Vorbereitung begegnen. Deshalb sollte eigentlich gestern schon eine Änderung der Corona-Verordnung in Kraft treten, die die Herbst- und Weihnachtsmärkte regeln sollte.
Seit vergangenem Freitag sind die ersten Entwürfe bekannt, doch der Corona-Krisenstab wollte bis zuletzt nicht allzu viel dazu verraten – denn die Abstimmungen mit den kommunalen Spitzenverbänden dauern noch an. Die Aushandlung wurde jetzt verlängert, am Donnerstag soll wohl im Sozialausschuss des Landtags schon einmal ein Entwurf präsentiert werden. Streitpunkt ist dem Vernehmen nach vor allem die Frage, wie die Einhaltung der 2G- oder 3G-Regeln jeweils kontrolliert werden soll. Während sich die Landesregierung offenbar eingezäunte Weihnachtsmarktareale vorstellen kann, bei denen am Eingang kontrolliert wird, setzen die kommunalen Spitzenverbände auf stichprobenartigen Kontrollen. „Eine Umzäunung von Weihnachtsmärkten ist aus unserer Sicht weder praktikabel noch wünschenswert“, sagte Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) auf Rundblick-Nachfrage. Auch die Abstandsregel zwischen den einzelnen Buden findet er nicht gut: „Die angedachten Abstände von bis zu 15 Metern zwischen den Buden sind aus Platzgründen an den bisher genutzten Örtlichkeiten schlicht nicht umsetzbar.“ Unstrittig ist bislang offenbar nur, dass der Ausschank von Glühwein und anderen alkoholischen Getränken möglich sein soll. Zur Erinnerung: Im vergangenen Winter wurde sogar der Außer-Haus-Verkauf von alkoholischen Getränken untersagt, weil man in der Landesregierung Sorge hatte, dass angeheiterte Bürger die Abstandregeln weniger beachten würden.
„Die angedachten Abstände von bis zu 15 Metern zwischen den Buden sind aus Platzgründen an den bisher genutzten Örtlichkeiten schlicht nicht umsetzbar.“
Ulrich Mädge, Oberbürgermeister Lüneburg
Wie stellen sich nun die niedersächsischen Kommunen auf diese halbgare Mittelfristplanung ein? Nach einer Abfrage in mehreren niedersächsischen Städten lassen sich die kommunalen Planungen grob in zwei Gruppen einteilen: Es gibt jene, die schon seit einem Jahr fertige Konzepte in der Schublade haben und nur noch auf den Startschuss warten – und es gibt die anderen, die offenbar nichts konkret planen wollen, bis die Landesregierung das konkrete Areal des Machbaren offiziell abgesteckt hat. Die Reihe der Optimisten wird derweil angeführt von der Stadt Oldenburg. Auf deren Internetseite findet man schon längst die eindeutige Ankündigung: „Lamberti-Markt vom 23.11. bis 22.12.2021“. Daneben zeigt ein Foto, wie schön der Schlossplatz leuchtet, wenn die Buden, Bäume und das Riesenrad im Licht der vielen kleinen Lämpchen erstrahlen. Das Stadtmarketing bewirbt den beliebten Weihnachtsmarkt ganz offensiv. Klickt man allerdings weiter auf den Internetseiten, findet man natürlich auch schnell die Einschränkung, die da lautet: „Sofern es das Infektionsgeschehen zulässt…“
Braunschweig plant Weihnachtsmarkt
aktuell mit Konzepten aus dem Vorjahr
Ähnlich präsentiert sich auch die Stadt Braunschweig. „Die ,Braunschweig Stadtmarketing GmbH‘ bereitet den Weihnachtsmarkt mit dem Ziel vor, dass er stattfinden kann“, erklärte Sprecherin Stephanie Horn auf Rundblick-Anfrage. „Die Planungsmöglichkeiten sind aber aktuell immer noch sehr eingeschränkt.“ Allerdings greift man in Braunschweig auf Konzepte aus dem Vorjahr zurück – denn dort stand man ja vor einer ganz ähnlichen Herausforderung, auch wenn sich die Möglichkeiten aufgrund von Impfungen und neuen Regeln natürlich verändert haben.
„Bereits in Vorbereitung eines möglichen Weihnachtsmarktes im Jahr 2020 hat das Stadtmarketing sich mit Umsetzungsoptionen wie zum Beispiel Zugangsregelungen für Weihnachtsmarktflächen oder einer Kontaktdatenerhebung und mit Alternativen wie einem dezentralen Weihnachtsmarkt beschäftigt. Diese Konzepte können eine geeignete Grundlage zur Umsetzung entsprechender Vorgaben bieten“, sagte Horn. Welche dieser Planungen letztlich zum Tragen kommen, hänge dann eben von der endgültigen Corona-Verordnung des Landes ab. Das Stadtmarketing stehe aber in ständigem Austausch mit den Standbetreibern, die wiederum über die Unsicherheiten informiert seien und in den Startlöchern stünden. „Maßgeblich wird sein, ob auch Niedersachsen wirtschaftlich und gestalterisch darstellbare und vor allem praktikable Regelungen wie etwa Hessen ermöglicht“, erklärte Horn.
Trotz Ungewissheit: Göttingen hat 68 Ständen
unter Vorbehalt eine Zusage erteilt
Auch in Göttingen hat man auf Pläne aus dem Vorjahr zurückgegriffen – und einfach schon mal angefangen, weiter zu planen. „Der Betrieb des Göttinger Weihnachtsmarkts hängt auch in diesem Jahr stark davon ab, was das Infektionsgeschehen und die rechtliche Situation zulassen“, erklärte Stadtsprecher Dominik Kimyon auf Rundblick-Anfrage. „Gemeinsam mit dem Weihnachtsmarktverein und dem Gesundheitsamt wurden bereits im letzten Jahr verschiedene Szenarien entwickelt, die je nach Infektionslage in Frage kommen könnten“, erläutert Kimyon weiter. Letztlich hänge die Ausgestaltung an der dann gültigen Corona-Verordnung des Landes und den Empfehlungen des Gesundheitsamtes. Ein Vergabeverfahren für die Standplätze wurde seitens der Stadt bereits durchgeführt, die Zusagen wurden allerdings nur unter Vorbehalt erteilt. 68 Stände soll es auf dem Weihnachtsmarkt in der Universitätsstadt am Rande des Harzes geben.
In Niedersachsens Landeshauptstadt gibt es für gewöhnlich gleich mehrere Weihnachtsmärkte: einen auf der Lister Meile, einen weiteren am Hauptbahnhof, einen am Platz der Weltausstellung, der übergeht in jenen rund um die Marktkirche, der wiederum kaum zu trennen ist vom historischen und dem finnischen Weihnachtsmarkt, die am Leineufer und am Ballhofplatz aufgebaut werden. Wird es diese wieder geben? Sucht man nach Informationen auf der Internetseite der Stadt Hannover, findet man kurioserweise jene Überschrift: „In der historischen Altstadt, rund um die Marktkirche, findet der traditionelle Weihnachtsmarkt vom 23. November bis 22. Dezember 2020 statt.“ Diese Information dürfte nun schon bald ein Jahr lang nicht mehr richtig sein. Auf Rundblick-Anfrage erklärte Stadtsprecher Udo Möller, dass er zu „Art und Umfang des Marktes oder dort geltenden Regeln“ noch nichts sagen könne. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir einen Weihnachtsmarkt anbieten können“, erklärte er. Die genaue Ausgestaltung richte sich aber nach den letztlich gültigen Vorgaben und werde auch mit der Polizei und dem Gesundheitsamt der Region Hannover abgestimmt.
Auch wenn die Antwort des hannoverschen Pressesprechers auf die Nachfrage des Politikjournals Rundblick im Ungefähren blieb, berichtete er gegenüber zwei Lokalzeitungen, dass die Stadt den Weihnachtsmarkt nach Möglichkeit in der Innenstadt halten möchte und nicht etwa auf den Schützenplatz ausweichen will – auch wenn dort eine Einlasskontrolle sehr viel einfacher machbar wäre. Wie auch immer die Debatte endet: Im Rat der Stadt Hannover hat man sich jedenfalls kürzlich dafür ausgesprochen, den Schaustellern in diesem Jahr die Standgebühren erlassen zu wollen, sollte es Weihnachtsmärkte geben können. Immerhin diese Information dürfte der Branche in diesen unsicheren Zeiten ein kleines bisschen Sicherheit geben.
Von Niklas Kleinwächter