In 20 oder 30 Jahren kommen wir vielleicht dazu, auch bei uns Schuluniformen einzuführen - Manfred Busch, VNL-Vorsitzender
Der Gutachter der Landesregierung, Prof. Hinnerk Wißmann, hatte noch im Mai eine andere Formulierung empfohlen: Schüler sollten ausdrücklich verpflichtet werden, „durch ihr Verhalten und ihre Kleidung den offenen Austausch zwischen allen Beteiligten des Schullebens zu ermöglichen“. Von diesem Vorschlag nehmen die Landtagsfraktionen Abstand, obwohl in der gestrigen Anhörung im Ausschuss zumindest der Verband niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) und der Philologenverband die Wißmann-Variante bevorzugt hatten – weil er positiver formuliert ist und die Pflichten der Schüler stärker betone.
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Von Migrationskommission, Lehrerorganisationen, der Konföderation der evangelischen Kirchen, den Kommunen, von den türkischen Elternvereinen und von der Alevitischen Gemeinde kam in der Anhörung Lob zur geplanten Gesetzesverschärfung. Uneinheitlich äußerte sich der Landeselternrat, ablehnend der Landesschülerrat. Bei mehreren Stellungnahmen, vor allem von Lehrerseite, wurde aber noch der Wunsch nach einer „Konkretisierung“ vorgetragen. Karin Bertholdes-Sandrock (CDU) regte an, sich im Gesetzestext gegen „gesichtsverdeckende Verhüllung“ zu wenden. Nariman Reinke von der Kommission für Migration und Teilhabe befürwortete gar einen ausdrücklichen Tadel für Burka und Nikab im Gesetz, was aber wohl rechtlich problematisch wäre.
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In der Ausschussdebatte ging es dann vor allem um die Frage, wie ein Erlass des Kultusministeriums formuliert sein sollte, falls das Gesetz Mitte August so wie vereinbart beschlossen wird. Als Michael Markmann vom Kultusministerium offen ließ, ob es eines solchen Erlasses überhaupt bedürfe, reagierte Kai Seefried (CDU) verärgert. Ausschussvorsitzender Heiner Scholing (Grüne) meinte, die Gesetzesänderung wirke doch schon unmittelbar, da sie Tür und Tor für die Anwendung von Sanktionen öffne. VNL und Philologenverband hatten jedoch den Wunsch nach „klaren Vorgaben“ geäußert und leise Zweifel angedeutet, ob die angepeilte Reform überhaupt ausreichend klar bestimme, gegen was man sich wende. VNL-Vorsitzender Manfred Busch meinte auch, man benötige eine Handhabe gegen alle möglichen Formen von Protest- und Abgrenzungsverhalten von Schülern, gerade mit Blick auf die Kleidung. Er wandte sich auch gegen „Hasskleidung“ und meinte: „In 20 oder 30 Jahren kommen wir vielleicht dazu, auch bei uns Schuluniformen einzuführen.“