Die gute Nachricht zuerst: Die Landesregierung musste gestern nichts zur verrückten neuen Corona-Verordnung nachliefern. Das ist ungewöhnlich, weil Nachliefern in diesem Zusammenhang ja mittlerweile fast schon zum Geschäft der Staatskanzlei gehört, man könnte schon vom niedersächsischen Verordnungs-Lieferando sprechen.

Allerdings fühlt man sich dabei eher an „Upps, die Pannenshow“ als an den Lieferdienst UPS erinnert. Die Niedersachsen sind mit diesem Verordnungschaos auf jeden Fall schon mal eines: geliefert.
Hoffentlich ist in Sachsen-Anhalt jemand zuhause, sonst muss Niedersachsen die 1500 Astrazeneca-Dosen dort vor die Tür stellen. Das Päckchen ist keine Wahlkampfhilfe für den sachsen-anhaltinischen Ministerpräsidenten und der Impfstoff enthält auch keinen Chip, mit dem Wähler am Sonntag vom AfD-Wählen abgehalten werden sollen.
Vielmehr sollen Bürger aus Niedersachsen damit ihre Zweitimpfung bekommen, die an speziellen Impftagen Anfang April im Nachbarland ihre Erstdosis erhalten hatten. So unterschiedlich ist das Freizeitverhalten: Die einen fahren für eine Prise Meerluft nach Schleswig-Holstein, die anderen für einen Impftermin nach Sachsen-Anhalt. Auch schön...
Jeder weiß, dass Spione gerne im Laderaum unauffälliger grauer Lieferwagen sitzen, deshalb sollte man rund um die Kommunal- und Bundestagswahl verstärkt auf solche achten. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius befürchtet nämlich Wahl-Störfeuer von einigen ausländischen Geheimdiensten – sozusagen Liebesgrüße aus Moskau, Peking, Teheran und Ankara.
Im Umkehrschluss ist allerdings nicht jeder Amazon-Bote automatisch ein Geheimagent – reißen Sie also bitte nicht willkürlich Laderaumluken auf, um einen ausländischen Spion zu stellen. Und rufen Sie nicht ständig beim BND an – im Zweifelsfall bekommen Sie nämlich gerade nur ein Paket.
Gewundert habe ich mich gestern über die Abschiedstournee der Transall, ein Transportflugzeug, mit dem jahrzehntelang ziemlich viel geliefert worden ist. Ist so eine Flugtour unter CO2-Gesichtspunkten denn noch zeitgemäß? Hätte man nicht vielmehr Fahrradtouren für Interessierte anbieten sollen? Sie hätten gestern am Welttag des Fahrrads beim örtlichen Fliegerhorst vorbeiradeln und noch mal einen Blick auf die Transall werfen können.
Aus Umweltschutzgründen dürfte die Bundeswehr künftig ohnehin auf solche Flugzeuge verzichten. Als Alternative sollen Lastenfahrräder angeschafft werden.
An dieser Stelle wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit dem heutigen Rundblick. Überlieferungen zufolge ist man den Texten schon nach wenigen Zeilen vollkommen ausgeliefert.
Möge der Lieferdienst Ihnen heute etwas Schönes bringen
Martin Brüning