Der Dampf schwebt über den Matten. Im Nebel die Umrisse einer unbekannten Gestalt im Schneidersitz. Das kann nur eines bedeuten: Die Yogalehrerin ist krank, aber sie hat eine Vertretung organisiert. Die ist nicht nur Yoga-Coach, sondern auch Vertreterin für Aromatherapie. Sie hat gleich mal etwas aus ihrem Sortiment mitgebracht: ein Gerät, das mit einer Dampf-Fontäne ätherische Öle verteilt und unsere Stimmung sanft in Richtung Erleuchtung pustet.

Ätherische Öle zeichnen sich dadurch aus, dass sie schnell und rückstandslos verdunsten. Das ist etwas, was auch mit Verantwortung passieren kann. Offenbar verdunstet sie auch schnell und rückstandslos, wenn sie in unübersichtlichen Gremienstrukturen verteilt wird. So eine „Verantwortungsdiffusion“ hat Stephanie Springer, bis vor Kurzem noch Präsidentin des Landeskirchenamtes in Hannover, bei ihrem damaligen Arbeitgeber im Umgang mit Missbrauchsfällen diagnostiziert.

Wir haben in den „Schriften der Generalstaatsanwaltschaft Celle“ einen Aufsatz aufgestöbert, den die Juristin noch in ihrer alten Funktion geschrieben hat. Hier gibt sie brisante Einblicke in die Strukturen der evangelischen Kirche, die sexuellen Missbrauch begünstigen und seine Aufklärung erschweren. Ein Kirchenvolk, das offenbar nach wie vor Autoritäten vertraut (oder ihnen zumindest nicht widerspricht) trifft auf Hirtinnen und Hirten aus der Selbsterfahrungs-Generation: liberal, selbstbewusst, kritisch gegenüber der Macht von anderen und überhaupt nicht scharf darauf, die eigene Führungsrolle zu reflektieren. Bleiben Sie bis zum Schluss des Rundblicks dran, wenn Sie wissen wollen, was aus dieser Mischung entsteht. Es lohnt sich.
Wo wir schon über Verantwortung sprechen, die sich bis zur Wirkungslosigkeit verteilt, sind wir ganz schnell bei einem Ihrer und unserer Lieblingsthemen: dem Wolf. Der Beutegreifer wird derzeit von zwei Seiten attackiert: Die Bundesumweltministerin plant, den Abschuss in ausgewiesenen Wolfs-Problemregionen zu erleichtern. Es muss also erst richtig dicke kommen, dann darf - vielleicht - gehandelt werden.

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen pirscht sich von einer anderen Seite heran: Sie möchte den Schutzstatus des Wolfes herabsetzen. Unser Wolfsexperte Niklas Kleinwächter taxiert die Chancen dieses Vorhabens. Soviel sei schon einmal verraten: So ungehindert, wie man in Niedersachsen denken mag, verbreitet sich der Wolf gar nicht. Denn an den Rändern Europas sind ihm eine Menge Wilderer auf den Fersen. Falls Sie also jemanden suchen, der verantwortlich ist, wenn Sie Ihre Herde weiterhin selbst vor Übergriffen schützen müssen, dann können Sie sich auch bei denen bedanken.
In Niedersachsen verbreiten sich nicht nur Wölfe und Verantwortung, sondern auch Geld und Optimismus. Im Rundblick lesen Sie heute:
· Wie die Fluthilfe verteilt wird.
· Wie der DGB Lohndumping bei öffentlichen Aufträgen verhindern will.
· Wie Tui in den M-Dax zurückkehren will.
· Was der neue EU-Vizepräsident vorhat.
Wenn Sie heute umnebelt werden, dann hoffentlich nur von guten Düften!
Ihre Anne Beelte-Altwig