12. Nov. 2015 · 
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Unterrichtsausfall trifft den Nerv

(rb) Hannover. Panikmache oder verleugnete Realität – zwischen diesen Extremen schwankte am Mittwoch die Landtagsdebatte in der Aktuellen Stunde zum Unterrichtsausfall an niedersächsischen Gymnasien. Grautöne gibt es bei diesem Thema nicht mehr – spätestens seit der Verband der Schulelternräte während seiner Jahrestagung am vergangenen Wochenende die Ergebnisse einer Mitgliederbefragung veröffentlichte: Danach haben über 28 Prozent der Gymnasial-Elternräte eine aktuelle Unterrichtsversorgung von unter 97 Prozent, sechs Prozent sogar von unter 90 Prozent gemeldet. Zudem soll der Stundenausfall in den MINT-Fächern, aber auch in Musik bei bis zu 40 Prozent liegen. Das Kultusministerium hatte den ungeliebten Verband postwendend u.a. der Lüge bezichtigt. Wie sehr die Gymnasialeltern ein Stachel im Fleisch der Landesregierung und der rotgrünen Regierungsfraktionen sind und wie wenig Wertschätzung ihnen aus diesem Lager entgegengebracht wird, zeigte sich nicht nur in der kurzfristigen Absage der Ministerin für den Verbandstag, sondern auch in der Aktuellen Stunde selbst. Für die Grünen sprach Julia Willie Hamburg: Es sei zwar nachvollziehbar, dass ein Elternverband im Vorfeld seiner Jahrestagung nachfrage, wie es um die Unterrichtsversorgung bestellt sei. Die Ergebnisse als Fakt hinzustellen und zu skandalisieren, sei kein angemessener Umgang, sondern „blanker Populismus“. Der schulpolitische Sprecher der SPD, Stefan Politze, setzte noch eins drauf: Er verwies die Hochrechnungen des Verbandes ins „Reich der Märchen“ und bezichtigte diesen, auf Angriff gepolt zu sein und „bewusst Falschinformationen“ in die Welt zu setzen, um Eltern zu verunsichern und Panik zu verbreiten. Die SPD befinde sich durchaus im engen Dialog mit allen Verbänden, die dafür notwendig seien. Dazu zählt Politze offenbar die Direktorenvereinigung, die GEW oder die Philologen. Kultusministerin Frauke Heiligenstadt reagierte mit aktuellen Zahlen aus ihrem Haus: Nach einer „Stichprobe“ vom Montag lasse sich kein genereller Ausfall für die MINT-Fächer und Musik feststellen noch gebe es derzeit ein einziges Gymnasium mit einem Wert von unter 90 Prozent, dafür 47 Prozent mit über 100 Prozent. Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Björn Försterling, warf Heiligenstadt vor zu leugnen, dass sie den Gymnasien seit Amtsantritt vor drei Jahren bereits mehr als 600 Lehrerstellen weggenommen habe. CDU-Schulexperte Kai Seefried bezeichnete die derzeitige Unterrichtsversorgung von 99 Prozent als historischen Tiefstand im Vergleich der vergangenen zehn Jahre. Besonders für die Gymnasien seien mindestens 100 Prozent notwendig.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #209.
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