8. Apr. 2020 · 
Kolumne

Und was wird aus uns?

Liebe Niedersachsen,„Ich begreife nicht, dass eine Hand eine Zeitung berühren kann, ohne Krämpfe von Ekel zu bekommen“, so hat es Charles Baudelaire, der bedeutende französische Schriftsteller beschrieben, dessen Geburtstag sich heute zum 199. Mal jährt. Die „Krämpfe von Ekel“ bekamen in den vergangenen Wochen offenbar auch Abgeordnete der Koalitionsfraktionen, wenn sie die Berichte nach den täglichen Landespressekonferenzen lasen. Und sie fragten sich (bitte laut klagend vortragen): Wie kann es sein, dass Journalisten und damit die nervige Öffentlichkeit täglich informiert werden und wir Abgeordnete nicht? Sie machten sozusagen die Heide: Und was wird aus uns?Tja, niemand hatte den Abgeordneten jemals untersagt, sich täglich angemessen unterrichten zu lassen. Dennoch ist nun seitens der Landesregierung aktuell geplant, in absehbarer Zeit mit den täglichen Landespressekonferenzen Schluss zu machen. Das wird unseren Infos nach vor allem unter den 105 Abgeordneten der Regierungsfraktionen eingefordert. Und bei so viel Klagen dröhnt einem in der Staatskanzlei schnell der Kopf.Hinweis: Auf dem Foto sehen Sie nicht Heide Simonis, sondern Charles Baudelaire.Tja, niemand hatte den Abgeordneten jemals untersagt, sich täglich angemessen unterrichten zu lassen. Dennoch ist nun seitens der Landesregierung aktuell geplant, in absehbarer Zeit mit den täglichen Landespressekonferenzen Schluss zu machen. Das wird unseren Infos nach vor allem unter den 105 Abgeordneten der Regierungsfraktionen eingefordert. Und bei so viel Klagen dröhnt einem in der Staatskanzlei schnell der Kopf.Für schnelle Kopfrechner: Bis zu 40.000 Zuschauer schauen sich die tägliche Corona-PK im NDR-Livestream an. Damit kommen auf einen Abgeordneten von SPD und CDU jeweils, na, haben Sie’s schon? Genau: 380 interessierte Zuschauer. „Jeder gesunde Mensch kann zwei Tage lang auf Essen verzichten, aber niemals auf die Landespressekonferenz.“ So ähnlich hat es Baudelaire gesagt. Ersetzen Sie einfach bei Bedarf das Wort „Landespressekonferenz“ gegen „Poesie“.

Der Homeoffice-Podast

Bildung & Wirtschaft in einem Podcast: GEW-Landeschefin Laura Pooth spricht über die Probleme, die digitaler Unterricht mit sich bringen kann und Florian Bernschneider, Chef des Arbeitgeberverbands Region Braunschweig, erklärt, was die Unternehmen in der Region gerade massiv beschäftigt. Hier klicken


Noch härter für die Parlamentarier dürfte der Vorschlag des Ifo-Instituts sein, in Bund und Ländern Expertengremien aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zu installieren. Sie sollen Empfehlungen zur Sperrung oder Lockerung aussprechen. Jetzt kommen den Abgeordneten auch noch Experten in die Quere…Die tägliche Information der interessierten Öffentlichkeit bleibt derweil auch künftig kostenfrei, zumindest ist sie nicht im neuen Corona-Bußgeldkatalog des Landes aufgeführt. Warum man den Katalog braucht, erklärt hier der Leiter des Krisenstabs, Heiger Scholz:https://www.youtube.com/watch?v=Fte7-FqDu78Und warum so ein Katalog eben nicht ausreicht und was das Land darüber hinaus machen müsste, hat FDP-Fraktionschef Stefan Birkner am Rundblick-Mikro erklärt:https://www.youtube.com/watch?v=PZK2eBsmVmE„Toerisme is niet noodzakelijk.“ So steht es in einem Appell, den unsere Europaministerin Birgit Honé zusammen mit ihren Kollegen aus den Niederlanden und NRW unterzeichnet hat. Ach so, das heißt übrigens übersetzt „Tourismus ist nicht notwendig“ und soll bedeuten, dass natürlich alle wissen, dass die Niederlande eines der schönsten Urlaubsländer sind, aber jetzt einfach der falsche Zeitpunkt ist, um sich mal wieder davon zu überzeugen.Ein Kunstwerk, das ich im vergangenen Sommer in Almere in der Provinz Flevoland fotografiert habe, soll Sie kurz daran erinnern, wo Sie während der Osterfeiertage am besten bleiben:[caption id="attachment_49182" align="alignnone" width="780"] In den Niederlanden ist es, wie hier in Almere, schön. Bleiben Sie dennoch im Moment besser "hier" - in Niedersachsen - Foto: MB.[/caption]

Und vergessen Sie bitte nicht, dass Baudelaire schon vor über einem Jahrhundert ähnliche Probleme wie wir, die gerade zuhause festhängen hatte: „Mir scheint, ich fühle mich immer dort wohl, wo ich nicht bin.“

Ich wünsche Ihnen einen schönen Donnerstag

Martin Brüning

Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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