Darum geht es: Die hohe Zahl von Flüchtlingen hat ein großes ehrenamtliches Engagement ausgelöst, beschreibt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Ein Kommentar von Martin Brüning:

Hinter jeder helfenden Hand steht immer ein Mensch, der die Hand ausstreckt. Tausende haben seit Beginn des Anstiegs der Flüchtlingszahlen landesweit mit angepackt. Die Hand ausgestreckt haben auch Ute Jung und Gerhard Spitta. Jung ist Mitinitiatorin der Flüchtlingsinitiative Worpswede, Spitta Vorstandsmitglied des Unterstützerkreises Flüchtlingsunterkünfte Hannover. Unter anderem mit ihnen haben die Autoren gesprochen, die im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung die freiwillige Flüchtlingshilfe in den Kommunen untersucht haben.

In der Not haben Menschen in Deutschland ihr hässliches Gesicht gezeigt. Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, hierzulande zum Beispiel in Sehnde oder in Barsinghausen, haben uns beschämt. Aber viele andere Menschen haben eben auch ein anderes, weltoffenes Land repräsentiert. Ein Land, in dem das Wort Willkommenskultur nicht nur eine politische Floskel ist. Ute Jung und Gerhard Spitta sind zwei dieser Menschen. Spitta berichtete den Autoren der Studie, wie in Hannover-Oberricklingen sogar viele derjenigen, die vorher auf Unterschriftenlisten gegen das Flüchtlingsheim protestiert hatten, später aktiv im Nachbarschaftskreis mitarbeiteten.

Die vielen Ehrenamtler haben die Kommunen in einer schwierigen Lage unterstützt. Jetzt ist es an den Kommunen, sich zu revanchieren. Sie benötigen eine Struktur und das Personal, um die Arbeit der zahlreichen Initiativen sinnvoll zu koordinieren, ohne deren Freiheit und Gestaltungswillen zu stark einzuschränken. Sie sollten prüfen, wo sie die Freiwilligen nicht nur materiell, sondern auch inhaltlich unterstützen können. Viele Helfer sind guten Willens; es fehlt aber oftmals die entsprechende Qualifikation.

Niedersachsen war schon vor der stark wachsenden Zahl von Flüchtlingen Spitze in Sachen Ehrenamt. Viele Freiwillige haben nun in den vergangenen Monaten für die Flüchtlinge getan, was sie konnten – bis an die Grenze der Erschöpfung. Jetzt ist es an den Kommunen, sich mit der Frage an die Initiativen zu wenden: Was können wir für Euch tun?

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