70 verschiedene Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen haben sich aktuell mit einem „offenen Brief“ an die Öffentlichkeit gewandt und dabei vor der sogenannten „CCS-Technik“ gewarnt. Die Sorge bestehe, dass noch vor der Neuwahl des Bundestages ein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vorbereitetes Gesetz beschlossen wird. Dieses würde dann erlauben, dass CO2 unterirdisch verpresst wird – etwa in der Nordsee oder in alten Kavernen, die nach der Öl- und Gasförderung entstanden sind. Die BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner erklärte dazu gegenüber dem Politikjournal Rundblick: „Dem BUND liegt ein noch nicht veröffentlichter Entwurf der Carbon-Management-Strategie des Bundes vor. Daraus geht hervor: Niedersachsen und seine Küste wären durch die geplante CCS-Infrastruktur massiv betroffen. Lagerstätten in der Nordsee, Pipelines durch den hoch sensiblen Nationalpark und das Unesco-Welterbe Wattenmeer, Anlandung an den Küsten und CO2-Transporte quer durch das Land. Selbst unter Meeresschutzgebieten soll CO2 gespeichert werden dürfen. Dabei bringen die Lagerung und der Transport von Millionen Tonnen CO2 unkalkulierbare Risiken für Mensch und Umwelt mit sich und sind schwer zu überwachen. Im Fall von Leckagen gefährdet das Netz von tausenden Kilometern CO2-Pipelines durch dicht besiedelte Gebiete Leben und Gesundheit von Menschen und Tieren.“

Die Umweltverbände sprechen von „sehr großen Risiken“ der CCS-Technik. Erfahrungen mit dieser Technologie lägen noch gar nicht vor, weltweit gebe es nur neun solcher Anlagen, auf dem Meer arbeite nur eine Handvoll von CCS-Projekten. Diese aber stünden in Zusammenhang mit der Erdgasförderung und seien von der Erdölindustrie finanziert. In der Presseerklärung nennen die Umweltverbände ihre Befürchtung bestimmter Folgen – Chemikalien und Gase könnten austreten, Lecks könnten an Pipelines entstehen, seismische Ereignisse könnten bei der Verpressung entstehen, Bohrlöcher könnten undicht werden, Trinkwasser könne verschmutzen, Meereswasser könne versauern und Lebewesen könnten gefährdet werden.

Kritisch fällt eine Einschätzung des Landesbergamtes (LBEG) zur CCS-Speicherung aus, die auf der Internetseite der Behörde veröffentlicht ist. Verwiesen wird auf ein CCS-Forschungsprojekt, das schon 2008 gestartet wurde – und zwar in einem ehemaligen Untergrundgasspeicher im brandenburgischen Ketzin. Über Millionen von Jahren, teilt das LBEG mit, hätten die zahlreichen Lagerstätten in Niedersachsen ihre Gasdichtheit bewiesen. Es handele sich um viele Öl- und Gaslagerstätten, aus denen noch Rohstoffe gewonnen werden. Dann folgen allerdings einige Einwände: Mehr als 16.000 Bohrungen gebe es in Niedersachsen – aber bei vielen von ihnen seien „Gebirgsstörungen“ aufgefallen. Flächendeckende Nachweise der Dichtigkeit seien teilweise nicht flächendeckend möglich.

Im Gegensatz dazu hatte Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Erdgas, vor einigen Wochen lobende Worte für das Bundeswirtschaftsministerium gefunden. Im Mai hatte sich die Bundesregierung grundsätzlich offen für die CCS-Technik ausgesprochen. Der Leitspruch „Besser CO2 in der Erde als in der Atmosphäre“ sei richtig, erklärte Möhring. Kritisch meinte er aber, die deutsche Regierung peile bei der CO2-Einspeisung vor allem Gebiete in Nachbarstaaten an oder auf hoher See. „Dieses Vorgehen erscheint politisch mutlos und verursacht erhebliche unnötige Zusatzkosten im Vergleich zu einer emissionsnahen Onshore-Einlagerung in Deutschland.“ In Dänemark, fügte er hinzu, sei man hier schon viel weiter.