9. Okt. 2025 · 
P und PWirtschaft

Trump spaltet, aber er trennt nicht – US-Experte hält transatlantische Beziehungen für stabil

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Andrew Denison, USA-Experte und Direktor des Beratungsunternehmens "Transatlantic Networks", sieht trotz der Politik von US-Präsident Donald Trump keine dauerhafte Gefahr für das deutsch-amerikanische Verhältnis. „Präsidenten kommen und gehen, Interessen und Institutionen bleiben bestehen. Man sagt, was man will, aber man tut, was man muss. Sicherheit und Wohlstand von Deutschland und Japan sind existenzielle Interessen Amerikas“, betonte der Politologe am Mittwoch beim Rohstofftag von UVN und Baustoffverband Vero in Hannover. Auch jemand wie Donald Trump könne Europa und Japan nicht einfach den Rücken kehren. „Die Geschäftsgrundlage ist eine andere Frage“, räumte Denison jedoch ein. Die Befürchtung, dass die USA das Interesse an Europa verlieren, teilt er nicht. Europa sei für die amerikanische Wirtschaft nicht nur ein wichtiger Brückenkopf, sondern auch ein äußerst wichtiger Markt, in dem die Tochterunternehmen amerikanischer Konzerne jährlich einen Gesamtumsatz von 7,5 Billionen Dollar machen. „Asien ist eine Herausforderung, aber kein Partner für die USA“, sagte der gebürtige US-Amerikaner, der inzwischen in Königswinter in NRW lebt. Denison nannte Trump einen Hetzer und den „größten Übertreiber aller Zeiten“, er sei aber auch ein „Dealmaker wie kein anderer“. Die Europa-Kritik des Präsidenten begründete der Politologe schlicht mit Populismus. „Trittbrettfahrer haben wir nicht gern – das gilt besonders für Konservative“, erläuterte er das Mindset in den „mehr oder weniger Vereinigten Staaten von Amerika“. Indem er Europa als Schmarotzer darstelle und in seine Schranken weise, punkte Trump bei seiner Basis, erklärte Denison. Der Politologe sieht jetzt die Europäer am Zug. Sie müssten vor allem an ihrer Verteidigungsfähigkeit und Wirtschaftskraft arbeiten. „Geopolitik ist Standortpolitik als Machtpolitik“, sagte er und ergänzte: „Deutschland braucht Hebelkraft bei Freund und Feind – Zuckerbrot und Peitsche.“

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #178.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

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