23. Jan. 2017 · 
Wirtschaft

Trump, Brexit, Wahlen: Arbeitsagentur rechnet mit Gegenwind auf dem Arbeitsmarkt

Das Jahr 2016 war laut Bundesagentur für Arbeit ein gutes Jahr auf dem Arbeitsmarkt, 2017 könnte es aber mehr Gegenwind geben. Das erwartet die neue Chefin der Bundesagentur in Niedersachen, Bärbel Höltzen-Schoh. „Wir kennen die Zollpolitik des neuen US-Präsidenten noch nicht. Sie könnte gerade auf den Standort Niedersachsen mit der starken Automobil- und Zuliefererindustrie Auswirkungen haben“, so Höltzen-Schoh. Hinzu kämen die Umsetzung des Brexits und gleich mehrere Wahlen in europäischen Ländern, die Veränderungen mit sich bringen könnten. Bereits im Oktober habe es eine leichte Abwärtsbewegung gegeben. Dennoch sagten die Prognosen für 2017 ein Wachstum zwischen einem und 1,3 Prozent voraus. Umgerechnet wären das 35.000 weitere sozialversicherungspflichtige Jobs in Niedersachsen. https://soundcloud.com/user-385595761/arbeitsmarkt-das-erwartet-uns-2017 Im Jahr 2016 habe die Arbeitslosigkeit im Durchschnitt bei sechs Prozent gelegen. Dieser Wert sei zuletzt im Jahr 1980 erreicht worden. Die höchste Arbeitslosenquote gab es dabei im vergangenen Jahr mit 7,5 Prozent im Agenturbezirk der Region Hannover, den niedrigsten mit 3,4 Prozent im Bezirk Nordhorn. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erreichte mit über 2,8 Millionen einen neuen Spitzenwert. Beim Fachkräftemangel gebe es große Unterschiede. Es betreffe jede Region und jede Branche sehr unterschiedlich. Derzeit würde viel im Bereich der IT-Berufe gesucht. „Es vergehen im Durchschnitt 139 Tage, bis so eine Stelle besetzt werden kann. Das ist eine sehr lange Laufzeit“, meinte die Chefin der Arbeitsagentur. Zum Vergleich: Im Handwerks- oder medizinischen Bereich dauert es etwa 100 Tage. Höltzen-Schoh bezeichnete den Fachkräftemangel als großes Risiko, weil Arbeitgeber dann ihre Auftragsvolumen nicht abarbeiten könnten. Dann gebe es auch kein Wachstum. Sie appellierte an die Betriebe, eigene Mitarbeiter weiter zu qualifizieren. In solchen Fällen könne die Arbeitsagentur diese Weiterbildungen auch in den Betrieben fördern. Zudem haben Bewerber inzwischen gute Karten. Der Arbeitsmarkt habe sich zu einem Bewerbermarkt weiterentwickelt. Manche Rahmenbedingungen seien für Bewerber inzwischen nicht mehr attraktiv. Hier sei es Aufgabe der Arbeitgeber, zum Beispiel bei den Arbeitszeiten oder beim Gehalt attraktivere Angebote zu unterbreiten. [caption id="attachment_15292" align="aligncenter" width="780"]2016 lag die Arbeitslosenquote in Niedersachsen bei 6 Prozent - so niedrig wie zuletzt 1980  -  Foto: BA Regionaldirektion Niedersachsen 2016 lag die Arbeitslosenquote in Niedersachsen bei 6 Prozent - so niedrig wie zuletzt 1980 - Foto: BA Regionaldirektion Niedersachsen[/caption] Eine große Herausforderung bleibt Höltzen-Schoh zufolge die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Durch die schnellere Bearbeitung der Asylanträge durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge werde es bei den Jobcentern noch einmal einen zahlenmäßigen Schub geben, der sich auch auf die Zahl der Arbeitslosen auswirken werde. Derzeit gebe es 58.100 arbeitslose Flüchtlinge in Niedersachsen, rund 60 Prozent von ihnen hätten keine Berufsausbildung. „Das bedeutet aber nicht, dass sie nichts können. Wir messen das nur an unserem sehr dezidierten Ausbildungssystem.“ Viele Flüchtlinge könnten durchaus bereits nach einem Jahr arbeiten. Das Ziel sei aber auch, sie für eine langfristige Perspektive so weit wie möglich auszubilden. Höltzen-Schoh rechnet in den nächsten zwei bis drei Jahren mit einem stärkeren Zugang von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Im vergangenen Jahr fanden Flüchtlinge vor allem in kleinen und mittleren Betrieben einen Job. Nur rund ein Viertel war in Großbetrieben beschäftigt.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #14.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

Artikel teilen

Teilen via Facebook
Teilen via LinkedIn
Teilen via X
Teilen via E-Mail
Alle aktuellen MeldungenAktuelle Beiträge
Bibelarbeit: Stephan Weil im Gespräch mit Julius Geiler. | Foto: Kleinwächter
Stephan Weil versteht die Verzagtheit nicht und warnt vor falschen Propheten im Netz
3. Mai 2025 · Niklas Kleinwächter4min
In Niedersachsen erwacht das öffentliche Leben aus dem Frühjahrsschlaf: Goslar startete am Sonntag mit einem Gartenmarkt in der Innenstadt in die Veranstaltungssaison. | Foto: Goslar Marketing
Die Woche in Niedersachsen (KW 19)
4. Mai 2025 · Christian Wilhelm Link3min
Bibelarbeit mit Angela Merkel. | Foto: DEKT
Merkel rät in schwierigen Lagen: „Nötig ist ein Sowohl-als-auch anstelle des Entweder-oder“
1. Mai 2025 · Klaus Wallbaum4min