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Wie üblich startet das Schuljahr mit Zahlenkolonnen aus dem Kultusministerium, die belegen sollen, dass genügend Lehrer für den Unterricht zur Verfügung stehen. „Wir gehen von einer stabilen Unterrichtsversorgung aus“, sagte Tonne und verwies dabei unter anderem auf knapp 2000 neue Lehrer, die heute in den Schulen zum ersten Mal in den Klassen stehen. 2200 Stellen waren ausgeschrieben worden, rund 90 Prozent davon wurden besetzt, für Tonne eine guter Wert. Schwierig ist es immer noch, neue Lehrer für Haupt-, Real- und Oberschulen zu finden. Hier konnten gerade einmal zwei Drittel der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden. Erfolgreich läuft es inzwischen mit einer Besetzungsquote von 95 Prozent dagegen an den Grundschulen. „Das freut uns sehr, weil wir damit die Delle der vergangenen Jahre bei den Einstellungen langsam ausgleichen können. Das führt auch zu weniger Abordnungen, die um 50 Prozent gesenkt werden konnten“, berichtete der Kultusminister.
Die Unterrichtsversorgung ist in Niedersachsen weit entfernt von dem, was nötig wäre. Es fehlen unverändert Lehrkräfte, jede zehnte aktuell ausgeschriebene Stelle ist leer geblieben.
Allerdings dürfte sich die Zahl der Abordnungen noch verändern, nicht nur, weil diese immer tagesaktuell ist und Schwankungen unterliegt, sondern auch, weil in diesem Jahr noch spezielle Herausforderungen durch die Corona-Risikogruppen hinzukommen könnten. Im Kultusministerium rechnet man damit, dass möglicherweise sechs bis acht Prozent der Lehrkräfte mit einem Corona-Attest von zuhause aus arbeiten. Da diese Quote an den Schulen aber sehr unterschiedlich ausfallen könnte, sind am Ende vielleicht doch auch wieder Abordnungen nötig, um das System zu stabilisieren.
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Tonne wies allerdings auch darauf hin, dass das Einstellungsverfahren weiter läuft. „Jede Stelle, die noch besetzt werden kann, minimiert auch Abordnungen“, sagte er. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Julia Hamburg war von der Interpretation des Zahlenwerks durch den Kultusminister gestern nicht überzeugt. „Die Unterrichtsversorgung ist in Niedersachsen weit entfernt von dem, was nötig wäre. Es fehlen unverändert Lehrkräfte, jede zehnte aktuell ausgeschriebene Stelle ist leer geblieben“, erklärte Hamburg. Der tatsächliche Bedarf an den Schulen sei zudem noch viel höher.
Es gibt gute Gründe, die gegen eine Maskenpflicht im Unterricht sprechen.
Abseits der prozentualen Unterrichtsversorgung, Abordnungen und Einstellungszahlen beschäftigt viele Schüler, Eltern und Lehrer derzeit vor allem das Thema Schutzmasken. Dem Tragen von Masken auch im Unterricht erteilte der Kultusminister erneut eine Absage. Vor einigen Tagen hatten der Osnabrücker Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) und die Osnabrücker Landrätin Anna Kebschull (Grüne) einen Brief an die Landesregierung geschrieben und sich darin für Schutzmasken auch im Unterricht ausgesprochen. Für Tonne widerspricht die Maske im Klassenraum aber „dem Grundgedanken, möglichst nah an den normalen Unterricht heranzukommen“.
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Gemeinsames Lernen im Klassenraum sei eben mehr als ein Zusammensitzen und ein Abschreiben dessen, was der Lehrer an die Tafel schreibt. „Es gibt gute Gründe, die gegen eine Maskenpflicht im Unterricht sprechen“, meinte Tonne. Diese gebe es aktuell nur in Nordrhein-Westfalen, die übrigen 15 Bundesländer hätten sich dazu entschieden, die Entwicklung dort abzuwarten und auszuwerten. „Es gibt kein Rennen innerhalb der Bundesländer, die Situation ist aber auch nicht statisch. Zum jetzigen Zeitpunkt halten wir eine Maske im Unterricht als zusätzliche präventive Maßnahme nicht für notwendig“, machte Tonne deutlich.
