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Landwirte müssen für Jahre im Voraus bei der unteren Wasserbehörde anmelden, wie viel Wasser sie für ihren Betrieb benötigen werden. Dadurch soll eine Konkurrenz zum Trinkwasser oder mit anderen Bereichen wie etwa der Industrie ausgeschlossen werden. Abweichungen in besonders feuchten oder besonders trockenen Jahren seien zwar möglich und auch normal, erklärte Fricke. „Aber die Natur kann nicht unbegrenzt beansprucht werden.“ In den Regionen, in denen bereits intensiv bewässert wird, wie zum Beispiel in Hannover, Celle oder Peine, sieht der Experte die Grenzen bald erreicht. Ob hier Anträge auf eine Erhöhung der Wasserkontingente für die Landwirtschaft positiv beschieden werden, bezweifelt Fricke. Für die Trinkwasserversorgung sieht er allerdings zu keiner Zeit eine Bedrohung. Der Fachverband Feldberegnung reagiert nun in seinen wöchentlichen Beregnungshinweisen auf die vermeintlich drohende Dürre. Darin mahnen sie die Landwirte, nicht zu früh mit der Beregnung ihrer Felder zu beginnen. Momentan würde damit das Wintergetreide gewässert, das allerdings nicht so ertragreich sei. Fricke rät den Landwirten, die knappen Wasserressourcen eher für Kartoffeln, Zwiebeln und Braugerste aufzusparen. Auch Ehrecke von der Landwirtschaftskammer empfiehlt, eher Kartoffeln als Mais zu bewässern, weil sonst die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gewährleistet sei.
Wir können nicht alle auf Hirse umsteigen, was keinen Absatzmarkt hat.
Langfristig raten die Experten dazu, andere Pflanzenkulturen anzulegen oder die Fruchtfolgen zu verändern. Doch Entwicklungen in der Landwirtschaft brauchen Zeit, für dieses Jahr sind die Felder bereits bestellt. „Wir können keinen Schalter umlegen“, sagte Landvolk-Sprecherin Gabi von der Brelie gegenüber dem Politikjournal Rundblick. Veränderungen passierten vielmehr „gleitend und sukzessive“. Auch seien nicht alle Umstellungen, die möglich sind, auch wirtschaftlich realisierbar, weiß Fricke vom Beregnungsverband. „Wir können nicht alle auf Hirse umsteigen, was keinen Absatzmarkt hat.“
Vor Panikmache warnen das Landvolk und die Landwirtschaftskammer allerdings unisono. Die Lage sei zwar bedenklich und das Wetter beschäftige die Landwirte schon, erklärte von der Brelie. Aber man könne auch nicht seriös so weit in die Zukunft schauen. Der Wetterbericht reiche ja nur ein paar Tage. Dabei hoffe die Landwirtschaft nun aber dringend auf Regen. Ehrecke relativierte die Situation noch einmal: „Wir sind nicht so weit, dass die Brotversorgung gefährdet ist, wenn hier die Ernte schlechter ausfällt.“ Der Markt sei global aufgestellt und nicht auf regionale Ernte angewiesen.