Dass es der Bundesregierung beim geplanten Aus der Agrardiesel-Rückvergütung nicht allein ums Stopfen von Haushaltslöchern geht, ist kein Geheimnis. Auch die Landwirtschaft soll sich noch stärker in Richtung Klimaneutralität bewegen – und deshalb künftig auch die klimaschädlichen Antriebe auf Hof und Acker überdenken. Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) hat den Ball, den die Bundesregierung ihr da zugespielt hat, nun aufgenommen und tastet sich langsam voran.
Kürzlich lud die Landesministerin zur virtuellen Podiumsdiskussion, um das Thema, das seit Wochen die Landwirte auf die Straßen treibt, einmal aus einer anderen Richtung zu beleuchten: Welche alternativen Antriebe sind in der Landtechnik überhaupt verfügbar und realistisch zeitnah einsatzbereit? Niedersachsens Landesregierung steht nun schließlich dazu, die Agrardiesel-Rückvergütung langsam abzuschmelzen, damit die Bauern in der Zwischenzeit eine Möglichkeit finden, ihre Arbeit mit anderen Fahrzeugtypen zu verrichten.

Unterstützung holte sich Staudte ausgerechnet aus dem Umfeld des bayerischen Agrarministeriums. Edgar Remmele arbeitet beim Technologie- und Förderzentrum (TFZ) im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe, einer Einrichtung des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er gilt als Experte, wenn es etwa um die Frage geht, wie im Agrarsektor Kraftstoffe eingespart werden können. Dem niedersächsischen Publikum erläuterte er, dass es im Grunde vier Ansatzpunkte gebe, die alle gemeinsam den Kraftstoffverbrauch senken könnten: Zunächst gehe es um eine technische Effizienzsteigerung etwa durch optimierte Motoren, Getriebe, Hydraulik und Reifen.
„Das ist aber schon weitgehend ausgereizt“, erläuterte Remmele. Der zweite Ansatz richtet sich an die Prozesseffizienz: Wird die neuste Technik eingesetzt? Lassen sich Maschinen sinnvoller auswählen oder geschickt kombinieren? Neben der technischen Komponente spiele dann, drittens, auch immer der Mensch eine Rolle. Die Bediener der Landtechnik müssten besser geschult werden. Remmele sieht da einen „großen Bedarf“. Und nicht zuletzt müssen die Alternativen zum Dieselkraftstoff in den Blick genommen werden.

Die Wissenschaftler rund um Remmele unterscheiden bei der weiteren Bewertung neuer Antriebstechnologien zwischen unterschiedlichen Einsatzbereichen. So klassifizieren sie Hof- und Ladearbeiten, das Säen und den Pflanzenschutz zu den leichten Arbeiten, für die eine typische Antriebsleistung von unter 80 Kilowatt ausreicht. Zu den mittelschweren Arbeiten mit einer benötigten Antriebsleistung zwischen 40 und 200 Kilowatt zählen die Forscher etwa die Pflege, Düngung, Graswerbung und leichte Bodenarbeiten. Ab einer typischen Antriebsleistung von mehr als 150 Kilowatt sprechen sie von schweren Arbeiten wie der schweren Bodenbearbeitung, dem Mähdrusch und dem Häckseln. Jede dieser Kategorien mache knapp ein Drittel des Kraftstoffbedarfs in einem Ackerbau- und Grünlandbetrieb aus, bei kombinierter Feldarbeit und Tierhaltung entfielen auf die mittelschweren bis schweren Arbeiten etwas mehr als die Hälfte des Kraftstoffbedarfs.

Die Wissenschaftler rund um Remmele unterscheiden bei der weiteren Bewertung neuer Antriebstechnologien zwischen unterschiedlichen Einsatzbereichen. So klassifizieren sie Hof- und Ladearbeiten, das Säen und den Pflanzenschutz zu den leichten Arbeiten, für die eine typische Antriebsleistung von unter 80 Kilowatt ausreicht. Zu den mittelschweren Arbeiten mit einer benötigten Antriebsleistung zwischen 40 und 200 Kilowatt zählen die Forscher etwa die Pflege, Düngung, Graswerbung und leichte Bodenarbeiten. Ab einer typischen Antriebsleistung von mehr als 150 Kilowatt sprechen sie von schweren Arbeiten wie der schweren Bodenbearbeitung, dem Mähdrusch und dem Häckseln. Jede dieser Kategorien mache knapp ein Drittel des Kraftstoffbedarfs in einem Ackerbau- und Grünlandbetrieb aus, bei kombinierter Feldarbeit und Tierhaltung entfielen auf die mittelschweren bis schweren Arbeiten etwas mehr als die Hälfte des Kraftstoffbedarfs.

Insbesondere für die leichten Arbeiten lohnten sich künftig die Batterie-betriebenen Antriebe immer mehr, erläuterte Remmele. Bio- oder HVO-Diesel, also Kraftstoff aus hydriertem Pflanzenöl, sowie mit Einschränkungen auch gewöhnliche Pflanzenöle seien in diesem Leistungsbereich zumindest in den 2030er Jahren noch ratsam, später dann weniger. Im Bereich der mittelschweren Arbeiten empfehlen die Forscher insbesondere Biodiesel, die in den 2040ern neben den Pflanzenölen vorrangig zum Antrieb der Landtechnik genutzt werden sollten. Strombetriebene Fahrzeuge nähmen mit der Zeit auch in diesem Segment an Bedeutung zu, wohingegen komprimiertes Erdgas, Flüssiggas oder Wasserstoff nur als teilweise umsetzbar eingestuft werden – die Gase benötigen einfach unheimlich viel Platz und sind auch nicht ganz ungefährlich.
Im Bereich der schweren Arbeiten rät Remmele ebenfalls zu Biodiesel, dessen Zweckmäßigkeit mit den Jahren zunehmen werde. Pflanzenöle bewerten die Forscher in diesem Segment anfangs noch als weniger geeignet, wobei sie sich bis 2045 durchsetzen sollten. Der HVO-Diesel wird durchweg als verfügbar und geeignet für diese Arbeiten angesehen. Allerdings gab Remmele zu bedenken, dass es in Deutschland bislang noch keine HVO-Produktion gebe und auch in der EU dieser Kraftstoff noch nicht viel gewonnen werde – das könne sich aber bald ändern. Biodiesel sei deshalb aber jetzt schon eine „tolle Option“.

Sophia Wischmann, Landwirtin aus Amelinghausen (Kreis Lüneburg), gab auf Staudtes virtuellem Podium einen Einblick in die Überlegungen in ihrem Betrieb. Die Elektrifizierung habe dort schon Einzug gehalten, ein E-Gabelstapler werde auf dem Hof eingesetzt. Neuerdings überlegten sie, mithilfe ihrer Biogasanlage, die 2005 gebaut wurde, künftig Biomethan herzustellen, um damit die Traktoren zu betanken. „Das ist allerdings eine große Investition in Höhe von vier Millionen Euro – und dann ist die Tankstelle noch nicht dabei“, berichtete sie.
Jens Stalter, Referatsleiter bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), berichtete von den Hürden des Beihilferechts, wenn es um die Förderung einer solchen Investition geht. Er führte aus, dass sich ein solches Vorhaben nur lohne, wenn die Biogasanlage schon vorhanden ist und nun anderweitig genutzt werden soll. Der entsprechende Schlepper kann dann die alternative Verwendung für das Biomethan sein. Die Erzeugungsanlage und die Tankstelle zu fördern, sei für die BLE allerdings schwierig, weil sichergestellt werden müsste, dass der Kraftstoff lediglich für den landwirtschaftlichen Betrieb genutzt wird – und nicht etwa für Fahrzeuge auf der Straße. Hier sei das Wirtschaftsministerium gefragt, wenn andere Regelungen gewünscht seien. Überhaupt rufen die Fachleute und die Praktiker unisono nach verbindlichen Wegen und finanzieller Förderung für alle, die bereit sind, diese einzuschlagen.
Was nimmt die Ministerin nun mit aus diesem Austausch? Viele Fachfragen seien noch unbeantwortet, sagte Staudte und hielt fest: „Es wird nicht den einen Pfad geben.“ Eine technologische Einengung auf die Elektrifizierung wie beim Automobilverkehr dürfe es deshalb für die Landtechnik nicht geben.