Eine neue Broschüre soll Studienanfängern in Niedersachsen den Einstieg in die sogenannten MINT-Fächer erleichtern. Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) und der Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler (CDU), wollen damit die Zahl der Studienabbrüche in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik weiter senken. Die Abbrecherquote in diesen Studiengängen ist zwar in den vergangenen Jahren rückläufig gewesen, lag aber 2017 mit 32 Prozent immer noch über dem Gesamtdurchschnitt aller Studienfächer von 29 Prozent. Vor allem fehlende Kenntnisse im Fach Mathematik führten offenbar zu Problemen bereits im ersten Semester.

Schulmathematik ist etwas anderes als die oft abstrakte Hochschulmathematik.

Das neue sogenannte Basispapier Mathematik soll nun Studieninteressierten einen noch besseren Überblick darüber geben, welche Anforderungen sie an der Universität erwarten. „Schulmathematik ist etwas anderes als die oft abstrakte Hochschulmathematik“, sagt Thümler am Mittwoch bei der Vorstellung der Beispielaufgaben. Die Broschüre ist aber nicht mit einem Eingangstest vergleichbar, sondern soll den Schülern die Möglichkeit geben, sich selbst einzuschätzen. Deshalb wird es zu den zahlreichen Aufgaben aus den Bereichen Analysis, Geometrie, Algebra und Stochastik auch kein Lösungsbuch geben. Den Aufgaben zugeordnet sind vielmehr unterschiedliche Kompetenzen, die die Schüler mit dem mittleren Schulabschluss oder der allgemeinen Hochschulreife erworben haben sollten. Verfügbar ist die Broschüre auf den Internetseiten der beiden Ministerien.

Die Minister Thümler (links) und Tonne (rechts) präsentieren das Basispapier Mathematik mit der Hochschullehrerin Prof. Thiele und dem Mathelehrer Krüger. – Foto: nkw

Das neue Basispapier Mathematik soll aber nicht nur den Studieninteressierten eine bessere Orientierung verschaffen, es dient auch den Institutionen als eine Art Leitlinie. „Es lenkt das Augenmerk auf die wichtige Schnittstelle zwischen Schule und Hochschule und trägt dazu bei, die Anforderungen auf beiden Seiten noch besser aufeinander abzustimmen“, erklärt Tonne. Entwickelt wurde das Aufgabenheft deshalb von Experten aus Schule und Hochschule, die koordiniert vom Kultus- und Wissenschaftsministerium in verschiedenen Gruppen zusammengearbeitet haben. Den Hochschullehrern soll auf diese Weise deutlich werden, was sie von Schulabgängern erwarten können. Die Lehrer sollen der Broschüre entnehmen, was heutzutage im Studium vorausgesetzt wird.

„Wenn ich weiß, wo ich sie abholen kann, kann ich mich darauf einstellen“, sagt Prof. Kathrin Thiele von der Hochschule Braunschweig-Wolfenbüttel über die MINT-Studenten, die ihren Mathematikvorkurs besuchen. Sie möchte, dass die Studenten durch die Broschüre Sicherheit bekommen und die Angst vorm MINT-Studium verlieren. Der Mathematiklehrer Ulf Hermann Krüger betonte aber, dass die Schule auch einen allgemeinen Bildungsauftrag habe und nicht nur auf die MINT-Fächer vorbereite. Stochastik etwa werde auch im Psychologiestudium gebraucht. Die unterschiedlichen Erwartungen von Schule und Hochschule an den Mathematikunterricht sollen in Zukunft weiterhin in Fachgruppen abgeglichen und im Basispapier Mathematik fortgeschrieben werden.